Kin­des­un­ter­halt und Kin­der­geld

ak­tua­li­siert am 31.01.24         von Eli­sa­beth Gal­bas, Prof. Dr. Eva Schu­mann      Fa­mi­li­en­recht, Ge­org-Au­gust-Uni­ver­si­tät Göt­tin­gen

Rundes Icon, das für den Inhaltsbereich "Trennung rechtlich durchdenken" steht. Gezeigt werden ein Mann und seine Tochter im Schulalter, die nah beieinander stehend auf ein Waage- und ein Paragraphensymbol blicken.

Was ist Barunterhalt und wer muss diesen bezahlen?

Un­ter­halt bei min­der­jäh­ri­gen Kin­dern

Der Un­ter­halt soll den Le­bens­be­darf Ih­res Kin­des de­cken und setzt sich bei ei­nem min­der­jäh­ri­gen Kind wie folgt zu­sam­men:

  • fi­nan­zi­el­le Zu­wen­dun­gen (Bar­un­ter­halt, der mo­nat­lich im Vor­aus zu zah­len ist)
  • per­sön­li­che Zu­wen­dun­gen, wie Er­zie­hung und Be­treu­ung des Kin­des
    ( Betreuungsunterhalt )
  • Sach­leis­tun­gen, wie Ver­pfle­gung und Un­ter­kunft (Na­tu­ral­un­ter­halt)

Vor­aus­set­zun­gen für den An­spruch des Kin­des auf Bar­un­ter­halt sind die Be­dürf­tig­keit des Kin­des und die Leis­tungs­fä­hig­keit der El­tern. Min­der­jäh­ri­ge Kin­der sind in der Re­gel be­dürf­tig, da sie nicht selbst für ih­ren Un­ter­halt auf­kom­men kön­nen. El­tern müs­sen da­her al­le ver­füg­ba­ren Mit­tel auf­wen­den, um je­den­falls den Mindestunterhalt si­cher­zu­stel­len.

Wel­che An­for­de­run­gen an die Er­werbs­tä­tig­keit bar­un­ter­halts­pflich­ti­ger El­tern­tei­le ge­stellt wer­den, er­fah­ren sie hier:

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Ein­fluss des Be­treu­ungs­mo­dells auf den Kin­des­un­ter­halt

Ob und in wel­cher Hö­he ein El­tern­teil Bar­un­ter­halt zah­len muss, ist vom ge­wähl­ten Be­treu­ungs­mo­dell ab­hän­gig.

  • Für das Residenzmodell gilt, dass der haupt­be­treu­en­de El­tern­teil sei­ne Un­ter­halts­pflicht durch die Be­treu­ung er­bringt, al­so Be­treu­ungs­un­ter­halt leis­tet. Der an­de­re El­tern­teil (Um­gangs­el­tern­teil) ist ver­pflich­tet, den Bar­un­ter­halt zu zah­len.
  • Im paritätischen Wechselmodell be­treu­en hin­ge­gen bei­de El­tern das Kind und kom­men auch bei­de für den Bar­un­ter­halt auf.
  • Um­strit­ten ist, wie der Bar­un­ter­halt zu be­rech­nen ist, wenn die El­tern ein asymmetrisches Wechselmodell prak­ti­zie­ren.

Der Be­darf des min­der­jäh­ri­gen Kin­des und da­mit die Hö­he des Bar­un­ter­halts lei­tet sich von der Le­bens­stel­lung der El­tern ab. Ne­ben dem Al­ter des Kin­des wird da­her zur Er­mitt­lung der Hö­he des Bar­un­ter­halts auf das Ein­kom­men des bar­un­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern­teils (im Re­si­denz­mo­dell) bzw. der bar­un­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern­tei­le (im pa­ri­tä­ti­schen Wech­selm­odell) ab­ge­stellt. Die ge­naue Un­ter­halts­hö­he nach Al­ters- und Ein­kom­mens­stu­fen er­gibt sich aus der Düsseldorfer Tabelle .

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Wahl des Be­treu­ungs­mo­dells
Man­gel­fall

Reicht das Ein­kom­men des bar­un­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern­teils nicht aus, um al­le Un­ter­halts­an­sprü­che zu er­fül­len, dann liegt ein sog. Man­gel­fall vor. In die­sem Fall gilt ei­ne ge­setz­lich vor­ge­se­he­ne Rei­hen­fol­ge, nach der die Un­ter­halts­an­sprü­che zu be­zah­len sind. Die Un­ter­halts­an­sprü­che min­der­jäh­ri­ger Kin­der ste­hen da­bei an der ers­ten Stel­le.

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Un­ter­halt bei voll­jäh­ri­gen Kin­dern

Voll­jäh­ri­ge Kin­der, die sich noch in der Schu­le oder in der Aus­bil­dung be­fin­den, ha­ben eben­falls An­spruch auf Un­ter­halt ge­gen ih­re El­tern. Al­ler­dings gel­ten hier häu­fig an­de­re Re­geln als für den Un­ter­halt min­der­jäh­ri­ger Kin­der. Da­bei ist zu dif­fe­ren­zie­ren:

  • Voll­jäh­ri­ge Kin­der bis zur Vol­len­dung des 21. Le­bens­jah­res, die sich in der all­ge­mei­nen Schul­aus­bil­dung be­fin­den und noch im Haus­halt ei­nes El­tern­teils le­ben (sog. pri­vi­le­gier­te voll­jäh­ri­ge Kin­der), wer­den teil­wei­se min­der­jäh­ri­gen Kin­dern gleich­ge­stellt. Ge­mein­sam­kei­ten und Ab­wei­chun­gen zu den An­sprü­chen min­der­jäh­ri­ger Kin­der auf Bar­un­ter­halt wer­den im Fol­gen­den je­weils aus­ge­wie­sen.
  • Voll­jäh­ri­ge Kin­der, die sich in ei­ner Be­rufs­aus­bil­dung be­fin­den oder stu­die­ren, ha­ben hin­ge­gen An­spruch auf Aus­bil­dungs­un­ter­halt. Mehr zur Be­rech­nung des Aus­bil­dungs­un­ter­halts er­fah­ren Sie hier.

Wem steht das Kindergeld nach der Trennung zu?

All­ge­mei­ne In­for­ma­tio­nen zum Kin­der­geld

Das Kin­der­geld ist ei­ne öf­fent­li­che So­zi­al­leis­tung, die den El­tern die Un­ter­halts­last ge­gen­über ih­ren Kin­dern er­leich­tern soll. Bei min­der­jäh­ri­gen Kin­dern soll das Kin­der­geld den El­tern je­weils zur Hälf­te zu Gu­te kom­men, auch wenn es im­mer nur an einen El­tern­teil aus­ge­zahlt wird. Ge­setz­lich wur­de des­halb fest­ge­legt, dass das Kin­der­geld...

  • zur Hälf­te den Barbedarf des Kin­des deckt und
  • zur an­de­ren Hälf­te den El­tern für ih­re Be­treu­ungs­leis­tung ge­währt wird.

Die­se Auf­tei­lung ist auf das Residenzmodell zu­ge­schnit­ten.

Hö­he des Kin­des­gel­des
Seit dem 1.1.2023 be­trägt das Kin­der­geld nun ein­heit­lich...
je Kind 250 €
Aus­zah­lung nur an einen El­tern­teil
Das Kin­der­geld wird im­mer nur an einen El­tern­teil aus­ge­zahlt, der Aus­gleich muss da­her zwi­schen den El­tern er­fol­gen.
 
  • Das Kin­der­geld wird in der Re­gel an den haupt­be­treu­en­den El­tern­teil aus­ge­zahlt.
  • Bei ei­nem paritätischen Wechselmodell be­stim­men die El­tern, wem das Kin­der­geld aus­ge­zahlt wird.
  • Ei­ne Än­de­rung der Be­zugs­be­rech­ti­gung ist der Fa­mi­li­en­kas­se un­ver­züg­lich mit­zu­tei­len.
Eine erwachsene Person und ein Kind sitzen auf dem Boden und werfen Eurostücke in ein Sparschwein.

Das Kindergeld soll dem Kind zugutekommen

Auf­tei­lung des Kin­der­gel­des für ver­schie­de­ne Be­treu­ungs­mo­del­le und bei voll­jäh­ri­gen Kin­dern

Wird Ihr Kind im Re­si­denz­mo­dell be­treut, wird dem Be­treu­ungs­el­tern­teil das vol­le Kin­der­geld aus­ge­zahlt. Die ei­ne Hälf­te des Kin­der­gel­des steht ihm selbst für sei­ne Be­treu­ungs­leis­tung zu. Die an­de­re Hälf­te ist auf den Ba­run­ter­halt des an­de­ren El­tern­teils an­zu­rech­nen.

Tei­len Sie sich die Be­treu­ung des Kin­des im Wech­sel, müs­sen Sie sich ei­ni­gen, an wel­chen El­tern­teil das Kin­der­geld aus­ge­zahlt wer­den soll. Auch hier gilt, dass die ei­ne Hälf­te des Kin­der­gel­des den Be­treu­ungs­leis­tun­gen der El­tern zu Gu­te kom­men soll. Das be­deu­tet, je­dem El­tern­teil steht für die Be­treu­ung des Kin­des ein Vier­tel des Kin­der­gel­des zu. Die zwei­te Hälf­te des Kin­der­gel­des soll auf den Bar­un­ter­halt an­ge­rech­net wer­den. Leis­ten bei­de El­tern dem Kind in glei­cher Hö­he Bar­un­ter­halt, so steht je­dem El­tern­teil ins­ge­samt die Hälf­te des Kin­der­gel­des zu. Leis­ten die El­tern dem Kind in un­ter­schied­li­cher Hö­he Bar­un­ter­halt, dann er­hält der El­tern­teil, der den hö­he­ren An­teil des Bar­un­ter­halts leis­tet, auch einen ent­spre­chend grö­ße­ren An­teil an der zwei­ten Kin­der­geld­hälf­te.

Wenn Sie ein asym­me­tri­sches Wech­selm­odell prak­ti­zie­ren, emp­fiehlt sich ei­ne Un­ter­halts­ver­ein­ba­rung zum Bar­un­ter­halt ein­schließ­lich ei­ner Ei­ni­gung über die Ver­tei­lung des Kin­der­gel­des, da die ge­setz­li­chen Re­ge­lun­gen und die Recht­spre­chung die­ses Be­treu­ungs­mo­dell bis­lang nicht an­ge­mes­sen er­fas­sen.

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Kin­der­geld wird für voll­jäh­ri­ge Kin­der in der Re­gel bis zur Vol­len­dung des 25. Le­bens­jah­res ge­währt, wenn sich die­se noch in der Aus­bil­dung be­fin­den.

Da bei voll­jäh­ri­gen Kin­dern kei­ne Be­treu­ungs­leis­tung mehr von den El­tern er­bracht wird, wird das Kin­der­geld in vol­ler Hö­he beim Bar­un­ter­halt be­rück­sich­tigt, d. h. auf den Un­ter­halts­be­darf nach der Düs­sel­dor­fer Ta­bel­le an­ge­rech­net. Al­ler­dings muss das Kin­der­geld dem voll­jäh­ri­gen Kind zur Ver­fü­gung ge­stellt wer­den.

Wird das Kin­der­geld nicht durch das voll­jäh­ri­ge Kind selbst be­zo­gen, dann muss der El­tern­teil, der das Kin­der­geld be­zieht, es an das Kind wei­ter­ge­ben. Lebt das Kind noch bei die­sem El­tern­teil, kann die­ser je­doch einen Teil des Bar­un­ter­halts bzw. das Kin­der­geld für den ge­leis­te­ten Na­tu­ral­un­ter­halt (Woh­nung und Ver­pfle­gung) ver­wen­den.

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Eine Frau streckt beide Arme in die Luft. Neben ihr ist eine Hand zu sehen, die eine Euromünze hält.

Auch für voll­jäh­ri­ge Kin­der steht Kin­der­geld zu

Steu­er­li­cher Kin­der­frei­be­trag

 
  • Der Kin­der­frei­be­trag (Steu­e­rer­spar­nis durch Be­rück­sich­ti­gung des Kin­der­frei­be­trags beim zu ver­steu­ern­den Ein­kom­men) wird al­ter­na­tiv zum Kin­der­geld ge­währt.
  • Das Kin­der­geld wird (auf An­trag) zu­nächst im­mer ge­zahlt und bei An­wen­dung des Kin­der­frei­be­trags ver­rech­net. Das Fi­nanz­amt prüft, was für Sie güns­ti­ger ist.
  • Der Kin­der­frei­be­trag wird bei ge­trennt­le­ben­den El­tern in der Re­gel hälf­tig ge­teilt.

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Auch der Kin­der­frei­be­trag soll den Kin­dern zu­gu­te­kom­men

Wie wird der Barunterhalt berechnet?

All­ge­mei­ne In­for­ma­tio­nen zur Un­ter­halts­be­rech­nung

Die Hö­he des „an­ge­mes­se­nen“ Bar­un­ter­halts ist bei min­der­jäh­ri­gen Kin­dern ab­hän­gig vom Al­ter des Kin­des und vom Ein­kom­men des bar­un­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern­teils (im Residenzmodell ) bzw. der bar­un­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern (im paritätischen Wechselmodell ). Die ge­naue Un­ter­halts­hö­he nach Al­ters- und Ein­kom­mens­stu­fen er­gibt sich aus der Düsseldorfer Tabelle .

Son­der­fäl­le bei der Un­ter­halts­be­rech­nung

Schwie­rig­kei­ten be­rei­tet die Er­mitt­lung des Bar­un­ter­halts, wenn ein er­wei­ter­ter Um­gang vor­liegt oder die El­tern ein asymmetrisches Wechselmodell prak­ti­zie­ren. Hier schla­gen wir ei­ne Lö­sung vor, die die Be­treu­ungs­an­tei­le und die Ein­kom­men bei­der El­tern be­rück­sich­tigt. Die hier vor­ge­schla­ge­ne Lö­sung kön­nen Sie mit Hilfe einer Anwältin oder eines Anwalts zur Grund­la­ge ei­ner Un­ter­halts­ver­ein­ba­rung ma­chen. Es kann al­ler­dings sein, dass bei ei­nem spä­te­ren Streit über den Kin­des­un­ter­halt in ei­nem ge­richt­li­chen Un­ter­halts­ver­fah­ren der Kin­des­un­ter­halt vom Fa­mi­li­en­ge­richt an­ders be­rech­net wird, weil es für die­se Fäl­le we­der kla­re ge­setz­li­che Vor­ga­ben noch ei­ne ein­heit­li­che Recht­spre­chung gibt.

Bei voll­jäh­ri­gen Kin­dern ist die Hö­he des Un­ter­halts von ver­schie­de­nen Kri­te­ri­en ab­hän­gig, die im Fol­gen­den eben­falls dar­ge­stellt wer­den.

Reicht das Ein­kom­men des oder der Bar­un­ter­halts­pflich­ti­gen nicht aus, um al­len Kin­dern den Mindestunterhalt  zu zah­len, liegt ein sog. Man­gel­fall vor.

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Zu sehen ist ein großer Taschenrechner. Links von ihm steht ein Mädchen mit Rucksack, rechts eine Frau mit einem Buch im Arm. Beide zeigen auf den Taschenrechner.

Die Höhe des Kindesunterhalts hängt von verschiedenen Kriterien ab

Be­rech­nung des Bar­un­ter­halts für ver­schie­de­ne Be­treu­ungs­mo­del­le und bei voll­jäh­ri­gen Kin­dern

Be­rech­nung des Bar­un­ter­halts im Re­si­denz­mo­dell

Beim Residenzmodell er­bringt der haupt­be­treu­en­de El­tern­teil sei­ne Un­ter­halts­pflicht durch Pfle­ge und Er­zie­hung des Kin­des, wäh­rend der an­de­re El­tern­teil (un­ter­halts­pflich­ti­ger El­tern­teil) al­lein zur Zah­lung des Bar­un­ter­halts des Kin­des ver­pflich­tet ist (§ 1606 Absatz 3 BGB ).
Der Bar­un­ter­halt des Kin­des im Re­si­denz­mo­dell wird nach den fol­gen­den drei Schrit­ten be­stimmt:

 

Prüfungsreihenfolge des Barunterhalts im Residenzmodell: Bedarf des Kindes, Berücksichtigung des Kindergeldes und Leistungsfähigkeit des barunterhaltspflichtigen Elternteils.

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Be­darf des Kin­des an­hand des Ein­kom­mens des un­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern­teils

Der Bar­un­ter­halt des min­der­jäh­ri­gen Kin­des be­stimmt sich nach dem Al­ter des Kin­des und nach dem be­rei­nig­ten Net­to­ein­kom­men des un­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern­teils. Ei­ne An­lei­tung zur Er­mitt­lung des be­rei­nig­ten Net­to­ein­kom­mens fin­den Sie hier:

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Mit Hil­fe der Düsseldorfer Tabelle lässt sich der Be­darf des Kin­des (Be­trag in Eu­ro in der drit­ten Spal­te der Ta­bel­le) an­hand fol­gen­der Kri­te­ri­en ab­le­sen:

  • Ein­kom­mens­grup­pe des bar­un­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern­teils und
  • Al­ter des Kin­des

Düsseldorfer Tabelle, Stand 2023
Mehr­be­darf und Son­der­be­darf

Die Düs­sel­dor­fer Ta­bel­le be­zif­fert nur den Re­gel­be­darf des Kin­des. Nicht be­rück­sich­tigt sind Kos­ten wie bei­spiels­wei­se Nach­hil­fe, un­vor­her­ge­se­he­ne Krank­heits­kos­ten oder Kos­ten für Klas­sen­fahr­ten. Sol­che Kos­ten kön­nen einen Mehr­be­darf oder Son­der­be­darf dar­stel­len. Wei­te­re In­for­ma­tio­nen fin­den Sie hier:

Ab- oder Zu­schlä­ge durch Ein­stu­fung in ei­ne nied­ri­ge­re oder hö­he­re Ein­kom­mens­grup­pe
  •  Die Düs­sel­dor­fer Ta­bel­le geht da­von aus, dass Un­ter­halt an zwei Per­so­nen (z. B. an zwei Kin­der oder an den ge­schie­de­nen Ehe­part­ner und ein Kind) zu zah­len ist. Gibt es mehr oder we­ni­ger Un­ter­halts­be­rech­tig­te, kann ei­ne Ein­stu­fung in ei­ne nied­ri­ge­re oder hö­he­re Ein­kom­mens­grup­pe vor­ge­nom­men wer­den. Die Recht­spre­chung nimmt je­doch meist nur ei­ne Um­stu­fung in die je­weils nächs­te Ein­kom­mens­grup­pe vor.
  • Der Be­darfs­kon­troll­be­trag dient der Kor­rek­tur der Ein­stu­fung der Ein­kom­mens­grup­pe. Ver­bleibt dem bar­un­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern­teil nach Ab­zug al­ler Un­ter­halts­pflich­ten (auch des Be­treu­ungs- oder Ehe­gat­ten­un­ter­halts) we­ni­ger als der Be­darfs­kon­troll­be­trag, so ist die Un­ter­halts­be­rech­nung in der Re­gel an­hand der nächst nied­ri­ge­ren Ein­kom­mens­grup­pe (de­ren Be­darfs­kon­troll­be­trag nicht un­ter­schrit­ten wird) vor­zu­neh­men. Zu be­ach­ten ist al­ler­dings, dass nicht al­le Ge­rich­te den Be­darfs­kon­troll­be­trag be­rück­sich­ti­gen. Ei­ne Her­ab­set­zung des Bar­un­ter­halts kann bis zum Mindestunterhalt er­fol­gen.

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Be­rück­sich­ti­gung des Kin­der­gel­des

An­schlie­ßend ist von dem er­mit­tel­ten Ta­bel­len­wert nach der Düs­sel­dor­fer Ta­bel­le das hal­be Kin­der­geld ab­zu­zie­hen. Mehr zum Kin­der­geld er­fah­ren Sie hier.

Bei­spiel­rech­nung
(Stand: 2024)

Der bar­un­ter­halts­pflich­ti­ge El­tern­teil schul­det nach­e­he­li­chen Un­ter­halt und Kin­des­un­ter­halt. Hat er ein be­rei­nig­tes Net­to­ein­kom­men in Hö­he von 3.800 €, so be­misst sich der Be­darf ei­nes 10-jäh­ri­gen Kin­des nach der 6. Ein­kom­mens­grup­pe und be­läuft sich auf 706 €. Hier­von sind 125 € (die Hälf­te des Kin­der­gel­des für das Kind in Hö­he von 250 €) ab­zu­zie­hen. Der bar­un­ter­halts­pflich­ti­ge El­tern­teil muss so­mit Un­ter­halt in Hö­he von 581 € leis­ten.

3

Selbst­be­halt des bar­un­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern­teils (Leis­tungs­fä­hig­keit)

Der bar­un­ter­halts­pflich­ti­ge El­tern­teil ist nur dann leis­tungs­fä­hig, wenn ihm von sei­nem Ein­kom­men so viel ver­bleibt, dass sei­ne Exis­tenz nicht be­droht ist. Dies be­deu­tet, dass dem er­werbs­tä­ti­gen El­tern­teil nach Ab­zug des Bar­un­ter­halts von sei­nem be­rei­nig­ten Net­to­ein­kom­men ein not­wen­di­ger Selbst­be­halt in Hö­he von 1.370 € (bei ei­nem nich­t­er­werbs­tä­ti­gen El­tern­teil: 1.120 €) für den ei­ge­nen Le­bens­be­darf ver­blei­ben muss (Stand: 2023). Reicht auch dann das Ein­kom­men nicht für den Mindestunterhalt des Kin­des, liegt ein so­g. Mangelfall vor, bei dem der Kin­des­un­ter­halt neu be­rech­net wer­den muss.

Be­rech­nung des Bar­un­ter­halts im pa­ri­tä­ti­schen Wech­selm­odell

Die Be­rech­nung des Bar­un­ter­halts er­folgt für das pa­ri­tä­ti­sche Wech­selm­odell (mit glei­chen Be­treu­ungs­an­tei­len bei­der El­tern) ab­wei­chend vom Re­si­denz­mo­dell, da Be­treu­ungs- und Bar­un­ter­halt bei ei­ner ge­teil­ten Be­treu­ung von bei­den El­tern an­tei­lig er­bracht wer­den. Ein pa­ri­tä­ti­sches Wech­selm­odell liegt bei­spiels­wei­se vor, wenn das Kind im Wech­sel je­weils ei­ne Wo­che bei je­dem El­tern­teil wohnt. Wech­selt das Kind häu­fi­ger und un­re­gel­mä­ßig, soll­ten Sie zu­nächst klä­ren, ob Ih­re Be­treu­ungs­an­tei­le gleich hoch sind.

El­tern-Tipp:
Er­mitt­lung der Be­treu­ungs­an­tei­le

Am ein­fachs­ten er­mit­teln Sie die Be­treu­ungs­an­tei­le durch Zäh­len der Über­nach­tun­gen des Kin­des bei ei­nem El­tern­teil. Sie kön­nen sich aber auch auf ein an­de­res Vor­ge­hen ei­ni­gen und bei­spiels­wei­se die Be­treu­ung des Kin­des an ein­zel­nen Ta­gen oh­ne an­schlie­ßen­de Über­nach­tung be­rück­sich­ti­gen.

Nach den fol­gen­den vier Schrit­ten wird der Bar­un­ter­halt des Kin­des im pa­ri­tä­ti­schen Wech­selm­odell so­wie ein mög­li­cher Aus­gleich zwi­schen den El­tern be­stimmt:

Prüfungsreihenfolge des Barunterhalts im Wechselmodell: Bedarf des Kindes, Berücksichtigung des Kindergeldes, Leistungsfähigkeit beider Eltern und Ausgleich zwischen den Eltern.

1

Be­darf des Kin­des an­hand der Ein­kom­men bei­der El­tern

Der Bar­un­ter­halt des min­der­jäh­ri­gen Kin­des be­stimmt sich nach dem Al­ter des Kin­des und nach den be­rei­nig­ten Net­to­ein­kom­men bei­der El­tern. Mehr In­for­ma­tio­nen zur Er­mitt­lung des be­rei­nig­ten Net­to­ein­kom­mens fin­den Sie hier:

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Mit Hil­fe der Düsseldorfer Tabelle lässt sich der Be­darf des Kin­des (Be­trag in Eu­ro in der drit­ten Spal­te) an­hand fol­gen­der Kri­te­ri­en ab­le­sen:

  •  ad­dier­te Ein­kom­men bei­der El­tern und
  • Al­ter des Kin­des

Düsseldorfer Tabelle, Stand 2023
Mehr­be­darf und Son­der­be­darf

Die Düs­sel­dor­fer Ta­bel­le be­zif­fert nur den Re­gel­be­darf des Kin­des. Nicht be­rück­sich­tigt sind Kos­ten wie bei­spiels­wei­se Nach­hil­fe, un­vor­her­ge­se­he­ne Krank­heits­kos­ten oder Kos­ten für Klas­sen­fahr­ten. Sol­che Kos­ten kön­nen einen Mehr­be­darf oder Son­der­be­darf dar­stel­len. Wei­te­re In­for­ma­tio­nen zum Mehr- und Son­der­be­darf fin­den Sie hier:

Wech­sel­mehr­be­darf

Bei ge­richt­li­cher Fest­set­zung des Bar­un­ter­halts im Wech­selm­odell wird häu­fig noch ein Mehr­be­darf zum Ta­bel­len­be­trag hin­zu­ge­rech­net, der die zu­sätz­li­chen Kos­ten auf­grund des Wech­sels des Kin­des zwi­schen den bei­den El­tern­woh­nun­gen be­rück­sich­tigt. Hier­zu ge­hö­ren ins­be­son­de­re Fahrt­kos­ten und er­höh­te Wohn­kos­ten, da bei­de El­tern ein Kin­der­zim­mer vor­hal­ten müs­sen.
Da je­doch im Wech­selm­odell der Ta­bel­len­be­trag für den Be­darf des Kin­des an­hand der Ein­kom­men bei­der El­tern er­mit­telt wird, ist der Bar­un­ter­halt des Kin­des re­gel­mä­ßig oh­ne­hin deut­lich hö­her als im Re­si­denz­mo­dell, bei dem nur das Ein­kom­men ei­nes El­tern­teils zu­grun­de ge­legt wird. Zu emp­feh­len ist da­her, dass Sie sich dar­auf ei­ni­gen, auf die Hin­zu­rech­nung ei­nes Wech­sel­mehr­be­darfs zu ver­zich­ten.

2

Be­rück­sich­ti­gung des Kin­der­gel­des

An­schlie­ßend ist von dem er­mit­tel­ten Ta­bel­len­wert nach der Düs­sel­dor­fer Ta­bel­le das hal­be Kin­der­geld ab­zu­zie­hen. Mehr zum Kin­der­geld er­fah­ren Sie hier.

Bei­spiel­rech­nung
(Stand: 2024)

Hat ein El­tern­teil ein be­rei­nig­tes Net­to­ein­kom­men in Hö­he von 2.850 € und der an­de­re El­tern­teil ein be­rei­nig­tes Net­to­ein­kom­men in Hö­he von 2.300 € (be­rei­nig­tes Net­to­ein­kom­men bei­der El­tern 5.150 €), so be­misst sich der Be­darf ei­nes 10-jäh­ri­gen Kin­des nach der 9. Ein­kom­mens­grup­pe und be­läuft sich auf 838 €Hier­von sind 125 € (die Hälf­te des Kin­der­gel­des für das Kind in Hö­he von 250 €) ab­zu­zie­hen. So­mit be­trägt der Bar­un­ter­halt des Kin­des 713 €.

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Er­mitt­lung der zu leis­ten­den An­tei­le am Bar­un­ter­halt (Leis­tungs­fä­hig­keit)

Als nächs­tes ist die Hö­he der zu leis­ten­den An­tei­le der El­tern am Bar­un­ter­halt zu be­stim­men, die sich nach dem Ver­hält­nis der Ein­kom­men der El­tern zu­ein­an­der rich­tet. Hier­für wird zu­nächst der an­ge­mes­se­ne Selbst­be­halt in Hö­he von 1.750 € (Stand: 2024) je­weils vom be­rei­nig­ten Net­to­ein­kom­men ab­ge­zo­gen. An­schlie­ßend sind die ver­blei­ben­den Ein­kom­mens­be­trä­ge ins Ver­hält­nis zu set­zen und die­ses Ver­hält­nis ist dann für die An­tei­le der El­tern am Bar­un­ter­halt maß­geb­lich.

Bei­spiel­rech­nung
(Stand: 2024)

Im obi­gen Bei­spiel ver­blei­ben dem El­tern­teil mit ei­nem be­rei­nig­ten Net­to­ein­kom­men in Hö­he von 2.850 € nach Ab­zug des Selbst­be­halts (1.750 €) noch 1.100 €, dem an­de­ren El­tern­teil ver­blei­ben 550 € (be­rei­nig­tes Net­to­ein­kom­men in Hö­he von 2.300 € ab­züg­lich des Selbst­be­halts). Das dann be­ste­hen­de Ver­hält­nis von 2 zu 1 ist auf die An­tei­le der El­tern am Bar­un­ter­halt des Kin­des zu über­tra­gen. Dies be­deu­tet, dass der bes­ser­ver­die­nen­de El­tern­teil zwei Drit­tel (475 €) und der an­de­re El­tern­teil ein Drit­tel (238 €)des Bar­un­ter­halts in Hö­he von 713 € be­zah­len muss.

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Aus­gleich zwi­schen den El­tern

Da das Kind bei bei­den El­tern den­sel­ben Be­darf hat (im Be­rech­nungs­bei­spiel die Hälf­te des Be­darfs aus der Düs­sel­dor­fer Ta­bel­le in Hö­he von 838 €, Stand: 2024), muss ein Aus­gleich zwi­schen den El­tern er­fol­gen, da­mit dem Kind in bei­den Haus­hal­ten der­sel­be Be­trag zur Ver­fü­gung steht. Der El­tern­teil mit dem hö­he­ren Ein­kom­men muss einen Aus­gleich in Hö­he der Hälf­te der Dif­fe­renz der An­tei­le der El­tern am Bar­un­ter­halt an den an­de­ren El­tern­teil zah­len, da­mit bei­de die glei­chen fi­nan­zi­el­len Mit­tel für das Kind zur Ver­fü­gung ha­ben. Dass ein El­tern­teil das vol­le Kin­der­geld be­zieht, wird im Rah­men des Aus­gleichs­an­spruchs eben­falls be­rück­sich­tigt. Die Pflicht zur Zah­lung ei­nes Aus­gleichs­be­trags be­ruht auf dem An­spruch des Kin­des ge­gen den bes­ser­ver­die­nen­den El­tern­teil in Hö­he des nicht ge­deck­ten Bar­un­ter­halts beim an­de­ren El­tern­teil.

Bei­spiel­rech­nung
(Stand: 2024)

Im obi­gen Bei­spiel lag der An­teil des bes­ser­ver­die­nen­den El­tern­teils am Bar­un­ter­halt des Kin­des bei 475 € (2/3 von 713 €) und der des an­de­ren El­tern­teils bei 238 € (1/3 von 713 €). Er­hält der El­tern­teil mit dem ge­rin­ge­ren Ein­kom­men das Kin­der­geld, dann ist sein An­teil (238 €) um die Hälf­te des Kin­der­gel­des (125 €), die für den Bar­un­ter­halt vor­ge­se­hen ist, zu er­hö­hen (dies er­gibt dann 363 €). Da­mit der Be­darf des Kin­des bei bei­den El­tern im sel­ben Um­fang er­füllt wer­den kann, muss der bes­ser­ver­die­nen­de El­tern­teil an den an­de­ren El­tern­teil einen mo­nat­li­chen Aus­gleichs­be­trag in Hö­he von 56 € be­zah­len (dies ist die Hälf­te der Dif­fe­renz zwi­schen 475 € und 363 €).

Aus­gleich der zwei­ten Kin­der­geld­hälf­te

Schließ­lich ist noch die zwei­te Hälf­te des Kin­der­gel­des auf­zu­tei­len, wel­che die El­tern auf die Be­treu­ung ver­wen­den sol­len. Die­se Kin­der­geld­hälf­te ist des­halb auch ent­spre­chend den Be­treu­ungs­an­tei­len im pa­ri­tä­ti­schen Wech­selm­odell hälf­tig zwi­schen den El­tern auf­zu­tei­len, so­dass je­dem El­tern­teil ein Vier­tel des Kin­der­gel­des für die Be­treu­ung zu­steht.

El­tern-Tipp:
Ge­rin­ge Aus­gleichs­be­trä­ge für Mehr­be­darf ein­setz­en

Im Wech­selm­odell kann es zu sehr ge­rin­gen Aus­gleichs­be­trä­gen kom­men, bei de­nen sich ein mo­nat­li­cher Aus­gleich nicht lohnt. Um Strei­tig­kei­ten vor­zu­beu­gen, emp­fiehlt sich bei ge­rin­gen Aus­gleichs­be­trä­gen ei­ne Ver­ein­ba­rung der El­tern, wo­nach der El­tern­teil, der den Aus­gleich leis­ten müss­te (im Bei­spiel 84 € im Jahr), die­sen statt­des­sen voll­stän­dig in an­fal­len­den Mehr­be­darf oder Son­der­be­darf in­ves­tiert.

Bei­spiel­rech­nung
(Stand: 2024)

Im obi­gen Bei­spiel muss der bes­ser­ver­die­nen­de El­tern­teil an den an­de­ren El­tern­teil einen mo­nat­li­chen Aus­gleichs­be­trag in Hö­he von 56  be­zah­len. Der an­de­re El­tern­teil er­hält aber auch das Kin­der­geld, von dem ein Vier­tel (ge­run­det 63 €) dem bes­ser­ver­die­nen­den El­tern­teil für die Be­treu­ung zu­steht. Der Aus­gleichs­be­trag für den Kin­des­un­ter­halt kann mit die­sem Vier­tel des Kin­der­gel­des ver­rech­net wer­den. So­mit müss­te der El­tern­teil mit dem ge­rin­ge­ren Ver­dienst,weil er das Kin­der­geld be­zieht,  ge­run­det 7 € an den bes­ser­ver­die­nen­den El­tern­teil zah­len.

Ge­richt­li­che Pra­xis zum er­wei­ter­ten Um­gang und zur Mit­be­treu­ung un­ter 50 %

Hat der bar­un­ter­halts­pflich­ti­ge El­tern­teil deut­lich häu­fi­ger Um­gang mit dem Kind als dies im Residenzmodell üb­lich ist oder be­treut die­ser El­tern­teil das Kind zwar un­ter 50 %, aber doch zu wei­ten Tei­len mit ( asymmetrisches Wechselmodell ), dann wird die­se Be­treu­ungs­leis­tung im Un­ter­halts­recht bis­lang kaum an­er­kannt. Die Be­rech­nung des Bar­un­ter­halts er­folgt wie im Re­si­denz­mo­dell, d.h. der El­tern­teil der das Kind  un­ter 50 % mit­be­treut, ist al­lein bar­un­ter­halts­pflich­tig. Al­ler­dings wird der bar­un­ter­halts­pflich­ti­ge El­tern­teil in ei­ne nied­ri­ge­re Stu­fe der Düsseldorfer Tabelle ein­grup­piert (in der Re­gel Her­ab­stu­fung um ei­ne oder aus­nahms­wei­se zwei Ein­kom­mens­grup­pen). Bei ei­ner Her­ab­stu­fung in die nächst­nied­ri­ge­re Ein­kom­mens­grup­pe re­du­ziert sich der Bar­un­ter­halt um 5 bis 8 %.

Die­se Recht­spre­chung führt bei ei­nem er­wei­ter­ten Um­gang in der Re­gel zu an­ge­mes­se­nen Er­geb­nis­sen. Bei ei­nem Mit­be­treu­ungs­an­teil von über 33 % und ei­ner Be­rufs­tä­tig­keit bei­der El­tern kann es sich je­doch an­bie­ten, in ei­ner Un­ter­halts­ver­ein­ba­rung fest­zu­le­gen, dass sich bei­de El­tern am Bar­un­ter­halt be­tei­li­gen.

Nach­tei­le der Ge­richt­spra­xis zum Un­ter­halt beim asym­me­tri­schen Be­treu­ungs­mo­dell
Fol­gen­de Nach­tei­le bringt die der­zei­ti­ge Ge­richt­spra­xis mit sich...
Un­ter­halts­ver­ein­ba­rung beim asym­me­tri­schen Wech­selm­odell

 

In ei­ner Un­ter­halts­ver­ein­ba­rung kön­nen Sie sich dar­auf ver­stän­di­gen, dass sich bei­de El­tern am Bar­un­ter­halt be­tei­li­gen. Da­bei bie­tet es sich an, sich an der Ge­richt­spra­xis zum paritätischen Wechselmodell zu ori­en­tie­ren. Dies be­deu­tet, dass sich die Hö­he des Bar­un­ter­halts des Kin­des eben­so wie beim pa­ri­tä­ti­schen Wech­selm­odell an­hand der Ein­kom­men bei­der El­tern be­stimmt. Da­durch hat das Kind einen hö­he­ren Bar­un­ter­halt als beim Residenzmodell . Bei der Er­mitt­lung der je­weils zu leis­ten­den An­tei­le der El­tern am Bar­un­ter­halt des Kin­des kön­nen dann so­wohl die Hö­he der je­wei­li­gen Ein­kom­men der El­tern als auch die je­wei­li­gen Be­treu­ungs­an­tei­le be­rück­sich­tigt wer­den. In ei­ner sol­chen Un­ter­halts­ver­ein­ba­rung ist auch fest­zu­le­gen, dass bei­de El­tern an­tei­lig für die Le­bens­hal­tungs­kos­ten des Kin­des (Klei­dung, Schul­be­darf usw.) auf­kom­men.

Für die Aus­ar­bei­tung ei­ner sol­chen Un­ter­halts­ver­ein­ba­rung ist ei­ne  anwaltliche Beratung so­wie die Be­reit­schaft des über­wie­gend be­treu­en­den El­tern­teils, sich am Bar­un­ter­halt zu be­tei­li­gen, er­for­der­lich.

El­tern-Tipp:
Er­mitt­lung der Be­treu­ungs­an­tei­le im asym­me­tri­schen Wech­selm­odell

Am ein­fachs­ten er­mit­teln Sie die Be­treu­ungs­an­tei­le durch Zäh­len der Über­nach­tun­gen des Kin­des bei ei­nem El­tern­teil. Sie kön­nen sich aber auch auf ein an­de­res Vor­ge­hen ei­ni­gen und bei­spiels­wei­se das Be­treu­en des Kin­des an ein­zel­nen Ta­gen oh­ne an­sch­lie­ßen­de Über­nach­tung be­rück­sich­ti­gen.

 

All­ge­mei­ne In­for­ma­tio­nen zum Bar­un­ter­halt voll­jäh­ri­ger Kin­der

Voll­jäh­ri­ge Kin­der ha­ben in der Re­gel bis zum En­de der Erst­aus­bil­dung An­spruch auf Un­ter­halt. Da je­doch kein Be­treu­ungs­be­darf mehr be­steht, müs­sen bei­de El­tern ge­mein­sam ent­spre­chend ih­rer je­wei­li­gen Ein­kom­men für den Ba­run­ter­halt des Kin­des auf­kom­men. Al­ler­dings steht es den El­tern (bzw. dem El­tern­teil, bei dem das Kind lebt) frei, den Un­ter­halt zu­min­dest teil­wei­se als Na­tu­ral­un­ter­halt zu leis­ten, in­dem Woh­nung und Ver­pfle­gung im El­tern­haus be­reit­ge­stellt wer­den. Da­bei müs­sen die El­tern je­doch auf die Be­lan­ge ih­res Kin­des Rück­sicht neh­men und dür­fen vor al­lem nicht des­sen Aus­bil­dung be­hin­dern oder ge­fähr­den.

Kein An­spruch auf Aus­bil­dungs­un­ter­halt be­steht, so­lan­ge das voll­jäh­ri­ge Kind...

  • ei­ge­nes Ver­mö­gen hat (die­ses ist bis auf einen klei­nen Rest­be­trag für die ei­ge­ne Aus­bil­dung ein­zu­set­zen)
  • kei­ne Aus­bil­dung macht

Nach den fol­gen­den vier Schrit­ten wird der Un­ter­halt für ein voll­jäh­ri­ges Kind be­stimmt:

Prüfungsreihenfolge des Barunterhalts für volljährige Kinder: Bedarf des Kindes, Berücksichtigung des Kindergeldes, Leistungsfähigkeit beider Eltern und Auszahlung an das volljährige Kind.

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Be­darf des voll­jäh­ri­gen Kin­des an­hand der Ein­kom­men bei­der El­tern

Die Be­stim­mung des Be­darfs ei­nes voll­jäh­ri­gen Kin­des ist da­von ab­hän­gig, ob es noch bei ei­nem El­tern­teil zu Hau­se lebt oder von zu Hau­se aus­ge­zo­gen ist. So­lan­ge das Kind bei ei­nem El­tern­teil lebt, be­stimmt sich der Be­darf des Kin­des nach der Düsseldorfer Tabelle (vier­te Al­ters­grup­pe) und nach den be­rei­nig­ten Net­to­ein­kom­men bei­der El­tern. Mehr In­for­ma­tio­nen zur Er­mitt­lung des be­rei­nig­ten Net­to­ein­kom­mens fin­den Sie hier:

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Mit Hil­fe der Düsseldorfer Tabelle lässt sich der Be­darf des Kin­des (Be­trag in Eu­ro in der drit­ten Spal­te) an­hand fol­gen­der Kri­te­ri­en ab­le­sen:

  • ad­dier­te Ein­kom­men bei­der El­tern und
  • Al­ter des Kin­des

Lebt das voll­jäh­ri­ge Kind wäh­rend der Aus­bil­dung oder des Stu­di­ums nicht mehr bei ei­nem El­tern­teil, wird ein Min­dest­be­darf in Hö­he von 930 € an­ge­nom­men (Stand: 2024).

Ein­künf­te des Kin­des

Er­hält das Kind BAföG ist die­ses auf den Bar­be­darf an­zu­rech­nen. Ent­spre­chen­des gilt für ei­ne Aus­bil­dungs­ver­gü­tung, bei der al­ler­dings zu­vor aus­bil­dungs­be­ding­te Auf­wen­dun­gen (Wer­bungs­kos­ten) ab­zu­zie­hen sind. Hier­für wird in der Re­gel ei­ne Pau­scha­le von 100 € an­ge­nom­men. Ein­kom­men aus ei­nem Ne­ben­job wird al­ler­dings nicht oder nur teil­wei­se auf den Bar­un­ter­halt an­ge­rech­net, weil ei­ne sol­che Tä­tig­keit ne­ben ei­ner Aus­bil­dung re­gel­mä­ßig nicht er­war­tet wer­den kann.

Düsseldorfer Tabelle Altersgruppe > 18 Jahre, Stand 2023

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Be­rück­sich­ti­gung des Kin­der­gel­des

An­schlie­ßend ist von dem er­mit­tel­ten Ta­bel­len­wert nach der Düs­sel­dor­fer Ta­bel­le bzw. vom Min­dest­be­darf in Hö­he von 930 € (Stand: 2024) das vol­le Kin­der­geld ab­zu­zie­hen. Mehr zum Kin­der­geld er­fah­ren Sie hier.

Bei­spiel­rech­nung
(Stand: 2024)

Hat ein El­tern­teil ein be­rei­nig­tes Net­to­ein­kom­men in Hö­he von 2.650 € und der an­de­re El­tern­teil in Hö­he von 2.200 € (be­rei­nig­te Net­to­ein­kom­men bei­der El­tern: 4.850 €), so be­misst sich der Be­darf des voll­jäh­ri­gen Kin­des, das noch bei ei­nem El­tern­teil zu Hau­se lebt, nach der 8. Ein­kom­mens­grup­pe und be­läuft sich auf 993 €. Hier­von ist das Kin­der­geld in Hö­he von 250 € ab­zu­zie­hen, so­dass der Bar­un­ter­halt des Kin­des 743 € be­trägt.

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Er­mitt­lung der zu leis­ten­den An­tei­le am Bar­un­ter­halt (Leis­tungs­fä­hig­keit)

Die Hö­he der zu leis­ten­den An­tei­le der El­tern am Bar­un­ter­halt be­stimmt sich nach den Ein­kom­mens­ver­hält­nis­sen der El­tern. Hier­für wird zu­nächst der an­ge­mes­se­ne Selbst­be­halt in Hö­he von 1.750 € (Stand: 2024) je­weils vom be­rei­nig­ten Net­to­ein­kom­men ab­ge­zo­gen. An­schlie­ßend sind die ver­blei­ben­den Ein­kom­mens­be­trä­ge ins Ver­hält­nis zu set­zen und die­ses Ver­hält­nis ist dann für die An­tei­le der El­tern am Bar­un­ter­halt maß­geb­lich.

Bei­spiel­rech­nung
(Stand: 2024)

Im obi­gen Bei­spiel ver­blei­ben un­ter Be­rück­sich­ti­gung des an­ge­mes­se­nen Selbst­be­halts in Hö­he von 1.750 € dem bes­ser­ver­die­nen­den El­tern­teil mit ei­nem be­rei­nig­ten Net­to­ein­kom­men in Hö­he von 2.650 € noch 900 € und dem an­de­ren El­tern­teil mit ei­nem be­rei­nig­ten Net­to­ein­kom­men in Hö­he von 2.200 € noch 450 € für den Bar­un­ter­halt. Das dann be­ste­hen­de Ver­hält­nis von 2 zu 1 ist auf die An­tei­le der El­tern am Bar­un­ter­halt des Kin­des zu über­tra­gen. Dies be­deu­tet, dass der bes­ser­ver­die­nen­de El­tern­teil zwei Drit­tel (495 €) und der an­de­re El­tern­teil ein Drit­tel (248 €) des Bar­un­ter­halts in Hö­he von 743 € be­zah­len muss.

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 Aus­zah­lung an das voll­jäh­ri­ge Kind

Der Un­ter­halt ist je­weils an­tei­lig von je­dem El­tern­teil an das Kind aus­zu­zah­len. Lebt das Kind noch bei ei­nem El­tern­teil, kann die­ser den Un­ter­halt auch teil­wei­se als Na­tu­ral­un­ter­halt er­brin­gen.

Wie wird der Barunterhalt im Mangelfall berechnet?

All­ge­mei­ne In­for­ma­tio­nen zum Man­gel­fall beim Kin­des­un­ter­halt

Ein Man­gel­fall liegt vor, wenn das Ein­kom­men des bar­un­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern­teils nicht aus­reicht, um sich selbst zu un­ter­hal­ten und den Min­de­st­un­ter­halt des Kin­des (Un­ter­halt nach der ers­ten Stu­fe der  Düsseldorfer Tabelle ) zu be­zah­len.

Da­bei steht dem bar­un­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern­teil ge­gen­über min­der­jäh­ri­gen Kin­dern und privilegierten volljährigen Kindern nur der not­wen­di­ge Selbst­be­halt zu. Dies be­deu­tet, dass nur die Sum­me, die nach Ab­zug des Selbst­be­halts vom be­rei­nig­ten Net­to­ein­kom­men ver­bleibt, für den Bar­un­ter­halt des Kin­des ein­ge­setzt wer­den muss. 

Ei­ne An­lei­tung zur Er­mitt­lung des be­rei­nig­ten Net­to­ein­kom­mens zur Un­ter­halts­be­rech­nung kön­nen Sie hier her­un­ter­la­den:

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Not­wen­di­ger Selbst­be­halt (Stand: 2024)
  • bei Er­werbs­tä­tig­keit des Un­ter­halts­pflich­ti­gen: 1.450 €
  • bei Er­werbs­lo­sig­keit des Un­ter­halts­pflich­ti­gen: 1.200 €
Rang­fol­ge meh­re­rer Un­ter­halts­be­rech­tig­ter

Min­der­jäh­ri­ge und privilegierte volljährige Kinder ha­ben Vor­rang vor an­de­ren Un­ter­halts­be­rech­tig­ten. Sie ste­hen bei der Er­fül­lung von Un­ter­halts­an­sprü­chen auf dem ers­ten Rang. Nä­he­res zur Rang­fol­ge meh­re­rer Un­ter­halts­be­rech­tig­ter fin­den Sie hier . Sind im Man­gel­fall meh­re­re min­der­jäh­ri­ge und pri­vi­le­gier­te voll­jäh­ri­ge Kin­der un­ter­halts­be­rech­tigt, dann wird das zur Ver­fü­gung ste­hen­de Ein­kom­men des Un­ter­halts­pflich­ti­gen un­ter ih­nen an­tei­lig auf­ge­teilt.

Ein Mann stülpt seine Hosentaschen nach außen. Sie sind leer.

Manchmal reicht das Einkommen nicht für den Mindestunterhalt aus

Ge­stei­ger­te Er­werb­sob­lie­gen­heit

Al­ler­dings be­steht ge­gen­über min­der­jäh­ri­gen Kin­dern und privilegierten volljährigen Kindern ei­ne ge­stei­ger­te Er­werb­sob­lie­gen­heit. Das be­deu­tet, dass der El­tern­teil sei­ne Ar­beits­kraft best­mög­lich aus­schöp­fen muss. Ein Man­gel­fall liegt so­mit nur dann vor, wenn der Bar­un­ter­halts­pflich­ti­ge den Min­de­st­un­ter­halt nicht be­zah­len kann, ob­wohl er sei­ne Ar­beits­kraft op­ti­mal ein­setzt.

Kommt der bar­un­ter­halts­pflich­ti­ge El­tern­teil der ge­stei­ger­ten Er­werb­sob­lie­gen­heit nicht nach, dann kön­nen dem Ein­kom­men des Un­ter­halts­pflich­ti­gen fik­ti­ve Ein­künf­te, die er mit ei­ner zu­mut­ba­ren Er­werbs­tä­tig­keit er­zie­len könn­te, hin­zu­ge­rech­net wer­den. Da­durch er­höht sich der Kin­des­un­ter­halt und dem Un­ter­halts­pflich­ti­gen ver­blei­ben we­ni­ger Mit­tel zum Le­ben.

An­for­de­run­gen an die Er­werbs­tä­tig­keit

Zur Er­fül­lung der ge­stei­ger­ten Er­werb­sob­lie­gen­heit ist dem Un­ter­halts­pflich­ti­gen auch ein Orts- oder Be­rufs­wech­sel (auch au­ßer­halb des er­lern­ten Be­rufs) so­wie die Über­nah­me von Aus­hilfs- und Ge­le­gen­heits­ar­bei­ten zu­mut­bar. Die Auf­nah­me ei­ner Tä­tig­keit an ei­ner von den Kin­dern weit ent­fern­ten Ar­beits­stät­te kann je­doch un­zu­mut­bar sein, wenn dies den Um­gang er­heb­lich er­schwe­ren und die Um­gangs­kos­ten deut­lich er­hö­hen wür­de.

Mehr zur Er­werb­sob­lie­gen­heit er­fah­ren Sie hier:

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Kin­des­un­ter­halt im Man­gel­fall in ver­schie­de­nen Kon­stel­la­tio­nen

Man­gel­fall im Re­si­denz­mo­dell

Im Man­gel­fall wird vom be­rei­nig­ten Net­to­ein­kom­men des bar­un­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern­teils zu­nächst der not­wen­di­ge Selbst­be­halt ab­ge­zo­gen. Der ver­blei­ben­de Teil des Ein­kom­mens steht dem un­ter­halts­be­rech­tig­ten Kind zu.

Mehr In­for­ma­tio­nen zur Er­mitt­lung des be­rei­nig­ten Net­to­ein­kom­mens fin­den Sie hier:

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Bei­spiel­rech­nung
(Stand: 2024)

Der bar­un­ter­halts­pflich­ti­ge El­tern­teil hat ein be­rei­nig­tes Net­to­ein­kom­men in Hö­he von 1.780 €. Der Min­de­st­un­ter­halt des 10-jäh­ri­gen Kin­des be­trägt 426 € (ers­te Stu­fe der Düs­sel­dor­fer Ta­bel­le in Hö­he von 551 € ab­züg­lich des hal­b­en Kin­der­gel­des in Hö­he von 125 €). Da dem bar­un­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern­teil der not­wen­di­ge Selbst­be­halt in Hö­he von 1.450 € ver­blei­ben muss, ste­hen für den Bar­un­ter­halt des Kin­des nur 330 € zur Ver­fü­gung. 

Bar­un­ter­halts­pflicht des haupt­be­treu­en­den El­tern­teils im Man­gel­fall


Kann der bar­un­ter­halts­pflich­ti­ge El­tern­teil den Bar­un­ter­halt des Kin­des nicht voll­stän­dig leis­ten, dann muss sich der haupt­be­treu­en­de El­tern­teil, so­fern er leis­tungs­fä­hig ist, am Bar­un­ter­halt be­tei­li­gen. Im obi­gen Bei­spiel wä­re dies die Dif­fe­renz zwi­schen dem Min­de­st­un­ter­halt von 426 € und dem ge­leis­te­ten Bar­un­ter­halt in Hö­he von 330 €, al­so im Er­geb­nis 96 € (Stand: 2024).

Un­ter­halts­vor­schuss

Er­bringt der bar­un­ter­halts­pflich­ti­ge El­tern­teil den Un­ter­halt nicht oder nicht voll­stän­dig, dann emp­fiehlt es sich, für das Kind Un­ter­halts­vor­schuss zu be­an­tra­gen. Der Un­ter­halts­vor­schuss ist ei­ne staat­li­che Leis­tung, die die Dif­fe­renz zwi­schen dem Bar­un­ter­halt und dem Min­de­st­un­ter­halt ab­züg­lich des vol­len Kin­der­gel­des ab­deckt.

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Man­gel­fall im pa­ri­tä­ti­schen Wech­selm­odell

Da beim pa­ri­tä­ti­schen Wech­selm­odell bei­de El­tern für den Kin­des­un­ter­halt auf­kom­men müs­sen, kom­mt ein Man­gel­fall nicht so häu­fig vor. Im Zwei­fel muss ein El­tern­teil al­lein für den Bar­un­ter­halt auf­kom­men, wenn die Mit­tel des an­de­ren den an­ge­mes­se­nen Selbst­be­halt (1.750 €) nicht über­stei­gen (Stand: 2024). Erst wenn die Ein­kom­men bei­der El­tern un­ter Be­rück­sich­ti­gung des not­wen­di­gen Selbst­be­halts nicht aus­rei­chen, um den Min­de­st­un­ter­halt des Kin­des zu ge­währ­leis­ten, liegt ein Man­gel­fall vor.

Tritt ein Man­gel­fall im pa­ri­tä­ti­schen Wech­selm­odell auf, emp­feh­len wir ei­ne anwaltliche Beratung , da­mit die Hö­he der an­tei­li­gen Bar­un­ter­halts­pflicht rich­tig be­stimmt wird.

Pro­ble­ma­tisch ist, dass der Un­ter­halts­vor­schuss nicht ge­währt wird, wenn die El­tern ein pa­ri­tä­ti­sches Wech­selm­odell prak­ti­zie­ren.

Ein Paar Hände öffnet einen Geldbeutel, in dem sich nichts befindet außer einer Münze und Spinnweben.

Das Einkommen reicht nicht immer für den Mindestunterhalt

Man­gel­fall im asym­me­tri­schen Wech­selm­odell

Da das asym­me­tri­sche Wech­selm­odell von der Recht­spre­chung als Re­si­denz­mo­dell be­han­delt wird, be­deu­tet dies, dass der El­tern­teil, der das Kind in ge­rin­ge­rem Um­fang be­treut, al­lein als bar­un­ter­halts­pflich­tig an­ge­se­hen wird. Es gel­ten dann die Aus­füh­run­gen zum Man­gel­fall im Re­si­denz­mo­dell.

Tritt ein Man­gel­fall bei ge­teil­ter Be­treu­ung auf, emp­feh­len wir ei­ne anwaltliche Beratung , da­mit die Hö­he der an­tei­li­gen Bar­un­ter­halts­pflicht rich­tig be­stimmt wird.

Pro­ble­ma­tisch ist, dass der Un­ter­halts­vor­schuss in der Re­gel nicht ge­währt wird, wenn die El­tern ei­ne ge­teil­te Be­treu­ung prak­ti­zie­ren und der Be­treu­ungs­an­teil des we­ni­ger be­treu­en­den El­tern­teils über 40 % liegt.

Man­gel­fall bei voll­jäh­ri­gen Kin­dern

Voll­jäh­ri­ge Kin­der bis zur Vol­len­dung des 21. Le­bens­jah­res, die im Haus­halt ei­nes El­tern­teils le­ben und sich in der all­ge­mei­nen Schul­aus­bil­dung be­fin­den (sog. privilegierte volljährige Kinder ), sind im Man­gel­fall min­der­jäh­ri­gen Kin­dern gleich­ge­stellt. Da je­doch bei voll­jäh­ri­gen Kin­dern bei­de El­tern für den Bar­un­ter­halt auf­kom­men müs­sen, kom­mt ein Man­gel­fall nicht so häu­fig vor. Im Zwei­fel muss ein El­tern­teil al­lein für den Bar­un­ter­halt auf­kom­men, wenn die Mit­tel des an­de­ren den an­ge­mes­se­nen Selbst­be­halt (1.750 €) nicht über­stei­gen (Stand: 2024). Erst wenn die Ein­kom­men bei­der El­tern un­ter Be­rück­sich­ti­gung des not­wen­di­gen Selbst­be­halts nicht aus­rei­chen, um den Min­de­st­un­ter­halt des Kin­des zu ge­währ­leis­ten, liegt ein Man­gel­fall vor.
Er­hält ein voll­jäh­ri­ges Kind Aus­bil­dungs­un­ter­halt, dann steht es nach der ge­setz­lich vor­ge­se­he­nen Rei­hen­fol­ge auf dem vier­ten Rang. Mehr zur Rang­fol­ge er­fah­ren Sie hier:

Mehr erfahren

 

Bild, das Ratlosigkeit oder Fragen einer Frau ausdrückt. Gezeigt wird eine Frau in frontaler Oberkörperansicht mit überlegender Gestik und Mimik und Fragezeichensymbolik.

Die Mangelfallregelung für volljährige Kinder ist kompliziert

Was können Eltern bezüglich des Kindesunterhalts vereinbaren?

All­ge­mei­ne In­for­ma­tio­nen zu Un­ter­halts­ver­ein­ba­run­gen

Un­ter­halts­ver­ein­ba­run­gen kon­kre­ti­sie­ren die ge­setz­lich vor­ge­schrie­be­ne Pflicht zur Zah­lung von Kin­des­un­ter­halt.

Um Be­las­tun­gen durch fort­lau­fen­de El­tern­kon­flik­te und Kos­ten für ein Ge­richts­ver­fah­ren zu ver­mei­den, soll­ten Sie ver­su­chen, im In­ter­es­se Ih­res Kin­des ei­ne ein­ver­nehm­li­che Lö­sung zum Barunterhalt zu fin­den. Hier­bei kann ei­ne pro­fes­sio­nel­le Un­ter­stüt­zung (Be­ra­tung durch das Ju­gend­amt, ei­ne Me­dia­ti­on oder an­walt­li­che Be­ra­tung) hilf­reich sein. Tat­säch­lich ge­lingt es den al­ler­meis­ten El­tern in Deutsch­land (85 %), sich über den Bar­un­ter­halt au­ßer­ge­richt­lich zu ei­ni­gen.

Vor­tei­le ei­ner Un­ter­halts­ver­ein­ba­rung
Ein­ver­nehm­li­che Un­ter­halts­ver­ein­ba­run­gen ha­ben vie­le Vor­tei­le...
  • Er­hö­hung der Zah­lungs­be­reit­schaft des bar­un­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern­teils
  • Er­spar­nis ei­ner ge­richt­li­chen Aus­ein­an­der­set­zung über den Kin­des­un­ter­halt
  • Ein­fa­che­re An­pas­sung an ge­än­der­te Ver­hält­nis­se
  • Bei ei­nem asym­me­tri­schen Wech­selm­odell: ge­mein­sa­me Fest­le­gung des Bar­un­ter­halts un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Be­treu­ungs­an­tei­le
Ein Graph zeigt, wie Eltern den Kindesunterhalt festgelegt haben. 32% der Eltern haben sich einvernehmlich geeinigt und 53% mit professioneller Unterstützung, z.B. durch das Jugendamt. Bei 15% wurde die Höhe des Unterhalts gerichtlich festgelegt.
Wel­che An­ga­ben soll­te die Un­ter­halts­ver­ein­ba­rung ent­hal­ten?
  • An­ga­ben zum Kind
  • Be­darf des Kin­des & Auf­tei­lung des Kin­der­gel­des
  • An­ga­ben zu den Be­treu­ungs­an­tei­len der El­tern
  • Be­rech­nungs­grund­la­ge des Bar­un­ter­halts
  • zu zah­len­der Bar­un­ter­halt & mo­nat­li­cher Zah­lungs­zeit­punkt
  • Gel­tungs­dau­er & Ab­än­de­rungs­grün­de
Un­ter­halt als kon­kre­ter Be­trag (sta­tisch) oder als Pro­zent­satz des Min­de­st­un­ter­halts (dy­na­misch)

Die Wer­te der Düs­sel­dor­fer Ta­bel­le lei­ten sich al­le vom Min­de­st­un­ter­halt ab (§ 1612a BGB ). Da­her kann der Bar­un­ter­halt nicht nur als kon­kre­ter Be­trag („sta­ti­scher Un­ter­halt“), son­dern auch als Pro­zent­be­trag vom Min­de­st­un­ter­halt („dy­na­mi­scher Un­ter­halt“) in ei­ner Un­ter­halts­ver­ein­ba­run­g nie­der­ge­legt wer­den.

Ver­ein­ba­rungs­bei­spiel­

Ist Bar­un­ter­halt nach der 5. Ein­kom­mens­grup­pe zu zah­len, dann kann in ei­ner El­tern­ver­ein­ba­rung oder in ei­nem Un­ter­halts­ti­tel ent­we­der die kon­kre­te Sum­me (bei ei­nem Kind bis 5 Jah­re: Zahl­be­trag 451 € nach Ab­zug des hal­b­en Kin­der­gel­des in Hö­he von 125 € vom Be­darf in Hö­he von 576 €) oder Bar­un­ter­halt in Hö­he von 120 % des Min­de­st­un­ter­halts fest­ge­legt wer­den (Stand: 2024).

Was ist in ei­ner Un­ter­halts­ver­ein­ba­rung nicht zu­läs­sig?

Da das Kind einen ge­setz­lich fest­ge­leg­ten An­spruch auf „an­ge­mes­se­nen Un­ter­halt“ hat, kön­nen Sie als El­tern den Bar­un­ter­halt nicht völ­lig frei fest­le­gen, ins­be­son­de­re kön­nen Sie nicht zu Las­ten Ih­res Kin­des ei­ne Ver­ein­ba­rung tref­fen, dass in Zu­kunft auf Un­ter­halt ganz oder teil­wei­se ver­zich­tet wird. Ei­ne Ver­ein­ba­rung, bei der der Ver­zicht auf Kin­des­un­ter­halt an einen Um­gangs- oder Sor­ge­rechts­ver­zicht ge­kop­pelt wird, ist we­gen Sit­ten­wid­rig­keit un­wirk­sam.

Es sind zwei Hände zu sehen. Die linke Hand hält ein beschriebenes Blatt Papier. Die rechte Hand hält einen Stift und ist dabei, den Vertrag zu unterschreiben.

Eine Unterhaltsvereinbarung darf nicht zum Nachteil des Kindes geschlossen werden

Wie kann ei­ne Un­ter­halts­ver­ein­ba­rung durch­ge­setzt wer­den?

Ei­ne Un­ter­halts­ver­ein­ba­rung soll bei­den El­tern Klar­heit über den mo­nat­lich zu zah­len­den Kin­des­un­ter­halt ge­ben und einen ge­ge­be­nen­falls be­ste­hen­den El­tern­kon­flikt über den Kin­des­un­ter­halt be­en­den. In ih­rer Wir­kung führt die Un­ter­halts­ver­ein­ba­rung aber nur zu ei­ner Selbst­ver­pflich­tung des bar­un­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern­teils.

Der In­halt ei­ner Un­ter­halts­ver­ein­ba­rung kann aber „voll­streck­bar“ ge­macht wer­den. Liegt ein Vollstreckungstitel vor, dann kann der Kin­des­un­ter­halt, wenn der bar­un­ter­halts­pflich­ti­ge El­tern­teil nicht zahlt, durch Zwangs­voll­stre­ckung durch­ge­setzt wer­den. Vor­aus­set­zung hier­für ist, dass ein sog. Un­ter­halts­ti­tel vor­liegt.

Beim Kin­des­un­ter­halt ha­ben Sie die Mög­lich­keit, einen voll­streck­ba­ren Ti­tel in Form ei­ner Ju­gend­amts­ur­kun­de zu er­hal­ten (hier­für ent­ste­hen kei­ne Kos­ten). Al­ter­na­tiv kön­nen Sie ei­ne voll­streck­ba­re Ur­kun­de vor dem No­tar er­rich­ten las­sen (hier­für sind le­dig­lich die Aus­la­gen zu er­stat­ten). Al­ler­dings emp­fiehlt es sich, vor der Un­ter­zeich­nung ei­ner sol­chen Ur­kun­de ei­ne kos­ten­pflich­ti­ge anwaltliche Beratung ein­zu­ho­len, da­mit die Hö­he des Kin­des­un­ter­halts auch rich­tig be­rech­net wird.

Ei­ne spä­te­re Än­de­rung ei­nes Un­ter­halts­ti­tels ist nur ein­ver­nehm­lich mög­lich. Ist der an­de­re El­tern­teil mit der Ab­än­de­rung des Un­ter­halt­s­ti­tels nicht ein­ver­stan­den, dann ist ein ge­richt­li­ches Ab­än­de­rungs­ver­fah­ren nö­tig. Mehr zum Ab­än­de­rungs­ver­fah­ren er­fah­ren sie hier.

Wie wird der Kindesunterhalt geltend gemacht?

All­ge­mei­ne In­for­ma­tio­nen zur Gel­tend­ma­chung von Kin­des­un­ter­halt

Ist der un­ter­halts­pflich­ti­ge El­tern­teil nicht be­reit, Un­ter­halt zu zah­len, oder zahlt die­ser El­tern­teil den ver­ein­bar­ten Kin­des­un­ter­halt nicht re­gel­mä­ßig, soll­ten Sie den lau­fen­den Un­ter­halt für ihr Kind gel­tend ma­chen. Wich­tig ist, dass Sie mög­lichst schnell den Kin­des­un­ter­halt ein­for­dern, weil Un­ter­halt grund­sätz­lich nicht rück­wir­kend, son­dern nur für die Zu­kunft gel­tend ge­macht wer­den kann.

Wer kann den Un­ter­halt für das Kind gel­tend ma­chen?
  • Der El­tern­teil, der das Kind über­wie­gend be­treut, kann auch bei ge­mein­sa­mer el­ter­li­cher Sor­ge den Un­ter­halt für das Kind gel­tend ma­chen.
  • Bei ei­nem paritätischen Wechselmodell muss hin­ge­gen der El­tern­teil, der für das Kind Un­ter­halt gel­tend ma­chen möch­te, ent­we­der das al­lei­ni­ge Ver­tre­tungs­recht ge­richt­lich er­strei­ten oder beim Fa­mi­li­en­ge­richt die Be­stel­lung ei­nes Er­gän­zungs­pfle­gers be­an­tra­gen, da­mit die­ser den Kin­des­un­ter­halt gel­tend ma­chen kann.
  • Ab Voll­jäh­rig­keit des Kin­des muss die­ses den Un­ter­halt selbst gel­tend ma­chen.

Be­vor Sie Kin­des­un­ter­halt gel­tend ma­chen, emp­fiehlt es sich, ei­ne kos­ten­lo­se Be­ra­tung beim Ju­gend­amt in An­spruch zu neh­men.

Be­an­tra­gung ei­ner Bei­stand­schaft durch den über­wie­gend be­treu­en­den El­tern­teil

Sie ha­ben nicht nur An­spruch auf kos­ten­lo­se Be­ra­tung durch das Ju­gend­amt (§ 18 Absatz 1 Nr. 1 SGB VIII ), viel­mehr kön­nen Sie das Ju­gend­amt auch als Bei­stand da­für ein­set­zen, den Kin­des­un­ter­halt au­ßer­ge­richt­lich oder ge­richt­lich gel­tend zu ma­chen. Hier­für ge­nügt es, wenn Sie als al­lein­sor­ge­be­rech­tig­ter oder als über­wie­gend be­treu­en­der El­tern­teil die kos­ten­lo­se Beistandschaft des Ju­gend­am­tes be­an­tra­gen. Als Bei­stand ist das Ju­gend­amt auch be­fugt, ver­trag­li­che Ver­ein­ba­run­gen über den Un­ter­halt zu tref­fen oder vor Ge­richt einen Ver­gleich zu schlie­ßen. Der Vor­teil ist, dass der Bei­stand den Kin­des­un­ter­halt beim an­de­ren El­tern­teil gel­tend macht und ge­ge­be­nen­falls auch vor Ge­richt auf­tritt, so­dass man sich nicht mit dem an­de­ren El­tern­teil di­rekt aus­ein­an­der­set­zen muss.

Jugendamt-Suche

Wel­che Schrit­te sind bei der Gel­tend­ma­chung von Kin­des­un­ter­halt zu be­ach­ten?

Wenn Sie Un­ter­halt für Ihr Kind gel­tend ma­chen wol­len, soll­ten Sie vom an­de­ren El­tern­teil Aus­kunft über des­sen Ein­künf­te ver­lan­gen, um den Un­ter­halts­an­spruch zu be­rech­nen. Gibt der an­de­re El­tern­teil kei­ne Aus­kunft, dann kön­nen ihm in ei­nem spä­te­ren Un­ter­halts­ver­fah­ren die Ver­fah­rens­kos­ten auf­er­legt wer­den (§ 243 Satz 2 Nr. 2 FamFG ).  

For­dern Sie den an­de­ren El­tern­teil zur Zah­lung des Un­ter­halts zu ei­nem be­stimm­ten Ter­min auf. Sie kön­nen ent­we­der einen kon­kre­ten Un­ter­halts­be­trag oder einen Pro­zent­satz des Mindestunterhalts  ver­lan­gen (§ 1612a Ab­satz 1 Satz 1 BGB ). Letz­te­res hat den Vor­teil, das künf­ti­ge An­trä­ge auf Ab­än­de­rung teil­wei­se er­spart blei­ben. Ha­ben Sie den an­de­ren El­tern­teil zur Zah­lung auf­ge­for­dert und zahlt die­ser den­noch nicht, dann kön­nen Sie in ei­nem spä­te­ren Un­ter­halts­ver­fah­ren auch rück­wir­kend Un­ter­halt ab die­sem Zeit­punkt ver­lan­gen.

For­dern Sie den an­de­ren El­tern­teil zur Ti­tu­lie­rung, al­so zur Er­rich­tung ei­nes Vollstreckungstitels , auf. Ist der an­de­re El­tern­teil da­mit ein­ver­stan­den, kön­nen Sie für den Kin­des­un­ter­halt kos­ten­frei ei­ne Ju­gend­amts­ur­kun­de er­rich­ten las­sen.

Eine Frau hält eine ToDo-Liste in der Hand, die fast bis zum Boden reicht. Neben ihr steht eine riesige Sanduhr, die bereits zur Hälfte abgelaufen ist. Sie betrachtet die Sanduhr ratlos.

Unterhaltsverfahren sind zeitaufwendig und kostenintensiv

El­tern-Tipp:

In­an­spruch­nah­me an­walt­li­cher Be­ra­tung vor Un­ter­schrei­ben ei­ner Ju­gend­amts­ur­kun­de

Es emp­fiehlt sich, vor der Un­ter­schrift un­ter ei­ne Ju­gend­amts­ur­kun­de ei­ne anwaltliche Beratung in An­spruch zu neh­men, da ei­ne Ju­gend­amts­ur­kun­de nicht oh­ne Wei­te­res ge­än­dert wer­den kann und Un­ter­halts­ti­tel, wenn Sie nicht be­fris­tet sind, oh­ne zeit­li­che Be­gren­zung ein­ge­setzt wer­den kön­nen. Der El­tern­teil, der Un­ter­halt für sein Kind gel­tend macht, kann so si­cher­stel­len, dass der Kin­des­un­ter­halt nicht zu nied­rig an­ge­setzt ist, wäh­rend der bar­un­ter­halts­pflich­ti­ge El­tern­teil klä­ren kann, dass der fest­ge­setz­te Kin­des­un­ter­halt nicht zu hoch ist.  Kön­nen Sie die Kos­ten für ei­ne an­walt­li­che Be­ra­tung nicht selbst auf­brin­gen, dann be­steht die Mög­lich­keit, Be­ra­tungs­hil­fe zu be­an­tra­gen.

Mehr zur Be­ra­tungs­hil­fe er­fah­ren Sie hier:

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Un­ter­halts­vor­schuss

Wird der Kin­des­un­ter­halt trotz Gel­tend­ma­chung vom bar­un­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern­teil nicht (voll­stän­dig) ge­zahlt, kann Un­ter­halts­vor­schuss be­an­tragt wer­den (dies gilt al­ler­dings nur für das Residenzmodell so­wie bei ei­ner Mit­be­treu­ung durch den bar­un­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern­teil von bis zu 40 %). Wei­te­re In­for­ma­tio­nen da­zu fin­den Sie hier:

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Ver­ein­fach­tes Ver­fah­ren zur Gel­tend­ma­chung von Kin­des­un­ter­halt

Ei­ne wei­te­re Mög­lich­keit zur Er­lan­gung ei­nes Un­ter­halts­ti­tels ist das so­ge­nann­te ver­ein­fach­te Ver­fah­ren, das beim Fa­mi­li­en­ge­richt be­an­tragt wer­den muss. Mit die­sem Ver­fah­ren kön­nen Sie schnel­ler und kos­ten­güns­ti­ger als in ei­nem re­gu­lä­ren Un­ter­halts­ver­fah­ren einen voll­streck­ba­ren Ti­tel über den Kin­des­un­ter­halt be­kom­men. Al­ler­dings gilt die­ses Ver­fah­ren nur im Re­si­denz­mo­dell und der Kin­des­un­ter­halt kann auch nur bis zu ei­ner be­stimm­ten Hö­he gel­tend ge­macht wer­den (für die ers­te Al­ter­sstu­fe der Düs­sel­dor­fer Ta­bel­le 576 €, für die zwei­te Al­te­rs­stu­fe 662 € und für die drit­te Al­ter­sstu­fe 774 €,Stand: 2024).  Aus­führ­li­che In­for­ma­tio­nen zum ver­ein­fach­ten Ver­fah­ren fin­den Sie auf der Sei­te des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums der Jus­tiz .

Auch wenn der Kin­des­un­ter­halt im ver­ein­fach­ten Ver­fah­ren fest­ge­setzt wur­de, kann spä­ter in ei­nem re­gu­lä­ren Ver­fah­ren ein hö­he­rer Kin­des­un­ter­halt gel­tend ge­macht wer­den. Für die Gel­tend­ma­chung von Kin­des­un­ter­halt im re­gu­lä­ren Ver­fah­ren ist aber ent­we­der ei­ne Bei­stand­schaft durch das Ju­gend­amt (sie­he oben) oder ei­ne an­walt­li­che Ver­tre­tung nö­tig.

Ab­än­de­rung ei­nes Un­ter­halts­ti­tels

Einen Un­ter­halts­ti­tel kön­nen Sie bei nach­träg­li­chen Ver­än­de­run­gen (Al­ter des Kin­des, Än­de­run­gen beim Ein­kom­men) ein­ver­nehm­lich durch einen neu­en Vollstreckungstitel er­set­zen. Ge­lingt dies nicht, be­steht die Mög­lich­keit ei­ne Ab­än­de­rungs­kla­ge ein­zu­rei­chen. Hier­bei be­steht vor dem Fa­mi­li­en­ge­richt An­walts­zwang. Ei­ne Ab­än­de­rungs­kla­ge ist zu­dem nur mög­lich, wenn nach Er­lass des Un­ter­halts­ti­tels Än­de­rungs­grün­de ein­ge­tre­ten sind.

Grün­de für ei­ne Ab­än­de­rungs­kla­ge

Vor­aus­set­zung für die Ab­än­de­rung ei­nes Un­ter­halts­ti­tels ist ein trif­ti­ger Grund. Die­ser liegt in der Re­gel vor, wenn die Hö­he des ak­tu­el­len Un­ter­halts­an­spruchs min­des­tens 10 % vom ti­tu­lier­ten Un­ter­halts­an­spruch ab­weicht, weil...

  • sich die Ein­kom­mens­ver­hält­nis­se des bar­un­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern­teils ge­än­dert ha­ben
  • das Kind ei­ne neue Al­ter­s­stu­fe nach der Düs­sel­dor­fer Ta­bel­le er­reicht hat und der Kin­des­un­ter­halt sta­tisch, d. h. als kon­kre­ter Be­trag und nicht als Pro­zent­satz fest­ge­setzt wur­de
  •  neue Un­ter­halts­be­rech­tig­te hin­zu­ge­kom­men sind, die die Bar­un­ter­halts­pflicht min­dern (et­wa wenn der bar­un­ter­halts­pflich­ti­ge El­tern­teil noch ein wei­te­res Kind be­kom­men hat)
  • sich die Be­treu­ungs­an­tei­le der El­tern ge­än­dert ha­ben oder ein voll­stän­di­ger Wech­sel der Be­treu­ung statt­ge­fun­den hat
  • sich die Vor­aus­set­zun­gen für den Ehe­gat­ten­un­ter­halt ver­än­dert ha­ben

Quellen & Links

Mehr zum The­ma

Hier fin­den Sie In­for­ma­tio­nen zu Quel­len der In­hal­te die­ser Sei­te und Links zu ver­tie­fen­den In­for­ma­tio­nen.

Als Quel­len wur­den un­ter an­de­rem ver­wen­det:

Heiß, B., Born, W. (2022). Un­ter­halts­recht. C.H.Beck.

Schu­mann, E. (2018). Ge­mein­sam ge­tra­ge­ne El­tern­ver­ant­wor­tung nach Tren­nung und Schei­dung – Re­form­be­darf im Sor­ge-, Um­gangs- und Un­ter­halts­recht? in: Ver­hand­lun­gen zum 72. Deut­schen Ju­ris­ten­tag, hrsg. von der Stän­di­gen De­pu­ta­ti­on des Deut­schen Ju­ris­ten­ta­ges, Bd. 1. C.H.Beck.

Wen­del, P., Do­se, H.-J. (2019). Das Un­ter­halts­recht in der fa­mi­li­en­recht­li­chen Pra­xis. Die neu­es­te Recht­spre­chung des Bun­des­ge­richts­hofs und die Leit­li­ni­en der Ober­lan­des­ge­rich­te zum Un­ter­halts­recht und zum Ver­fah­ren in Un­ter­haltspro­zes­sen. C.H.Beck.

Ge­richts­ent­schei­dun­gen:

BGH v. 11.1.2017 - XII ZB 565/15 (Wech­selm­odell, ab­ge­kürz­te Un­ter­haltser­mitt­lung im Res­idenz­mo­dell, Kin­der­geld)

BVerfG v. 29.10.2009 - 1 BvR 443/09 ; BVerfG v. 18.6.2012 - 1 BvR 774/10 (ge­stei­ger­te Er­werb­sob­lie­gen­heit, fik­ti­ve Ein­künf­te)
 

 

Links zum The­ma Kin­des­un­ter­halt:

Formulare des Bundesministeriums der Justiz zum Kindesunterhalt im ver­ein­fach­ten Ver­fah­ren

Broschüre des Bundesministeriums der Justiz zum Kindschaftsrecht (Stand: 2022)

Familienportal des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mit FAQs zum Un­ter­halts­recht

Broschüre des Bundesamtes für Justiz zur Geltendmachung von Unterhalt mit Auslandsbezug im In- und Ausland (Stand: 2021)

Broschüre des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zur Beistandschaft (Stand: 2018)

Die Düsseldorfer Tabelle ent­hält die ein­heit­li­chen Ent­schei­dungs­grund­sät­ze der Ober­lan­des­ge­rich­te in Un­ter­halts­sa­chen. In den Leit­li­ni­en zur Düs­sel­dor­fer Ta­bel­le fin­den sich die Grund­la­gen zur Er­mitt­lung des un­ter­halts­re­le­van­ten Ein­kom­men­s. An­de­re Ober­lan­des­ge­rich­te ver­wen­den ähn­li­che Leit­li­ni­en, die Sie über die Übersicht der FamRZ auf­ru­fen kön­nen.

Links zum The­ma Kin­der­geld:

Familienportal des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mit FAQs zum Kin­der­geld

Informationen der Bundesagentur für Arbeit zum Kindergeld

Informationen der Bundesagentur für Arbeit zum Kinderzuschlag

Unterhalt des betreuenden Elternteils
Unterhalt unabhängig von einer Ehe

Auch wenn Sie als El­tern nicht ver­hei­ra­tet wa­ren, kann der be­treu­en­de El­tern­teil An­spruch auf Be­treu­ungs­un­ter­halt ha­ben. Hier kön­nen Sie er­fah­ren, ob bei Ih­nen ein Be­treu­ungs­un­ter­halt in Be­tracht kommt und wel­che Vor­aus­set­zun­gen die­ser hat.

Mehr erfahren

Staat­li­che Un­ter­stüt­zung
Staat­li­chen Un­ter­halts­vor­schuss be­an­tra­gen

Wird der Kin­des­un­ter­halt nicht (voll­stän­dig) ge­zahlt, kann statt­des­sen Un­ter­halts­vor­schuss vom Staat in An­spruch ge­nom­men wer­den. Mehr In­for­ma­tio­nen da­zu und zu wei­te­ren staat­li­chen Leistun­gen fin­den Sie hier.

Mehr erfahren

Un­ter­halt für die Kin­der
Kon­se­quen­zen des Kin­des­un­ter­halts

Sta­tis­ti­sche In­for­ma­tio­nen rund um den Kin­des­un­ter­halt, sei­nen Ein­fluss auf die Er­werbs­tä­tig­keit und wie häu­fig er ge­zahlt wird, fin­den Sie hier.

Mehr erfahren