Wie ent­wi­ckelt sich mein Ver­mö­gen nach Tren­nung und Schei­dung?

ak­tua­li­siert am 31.01.24    von An­to­nia Bir­ke­ne­der, PD Dr. Chris­ti­na Boll, Den­nis Wolf­ram    Fa­mi­li­en­so­zio­lo­gie und Fa­mi­li­en­öko­no­mie, Deut­sches Ju­gend­in­sti­tut Mün­chen

Rundes Icon, das für den Inhaltsbereich "Trennung ökonomisch durchdenken" steht. Gezeigt wird eine Frau um die 40, die mit besorgter Mimik auf die Vermögenssymbole Haus, Auto und Geldbündel, blickt.

Orientierung auf der Seite

Vor­han­de­nes Ver­mö­gen kann die fi­nan­zi­el­len Sor­gen, die mit ei­ner Tren­nung oder Schei­dung oft­mals ein­her­ge­hen, ab­mil­dern. In der Re­gel wirkt sich ei­ne Tren­nung al­ler­dings ne­ga­tiv auf das ak­tu­el­le Ver­mö­gen und auch auf die zu­künf­ti­ge Ver­mö­gen­s­ent­wick­lung aus.

Auf die­ser Sei­te kön­nen Sie sich über ver­schie­de­ne Aspek­te des Ver­mö­gens mit Blick auf Tren­nung und Schei­dung in­for­mie­ren. Sie er­fah­ren, wel­che Rol­le dem Ver­mö­gen ge­ne­rell zu­kommt (zum Abschnitt ), wel­che Ver­mö­gens­un­ter­schie­de es be­reits zu Be­ginn und wäh­rend der Part­ner­schaft gibt (zum Abschnitt ) und wie sich das Ver­mö­gen durch ei­ne Tren­nung oder Schei­dung ver­än­dert (zum Ab­schnitt ). Zu­dem kön­nen Sie sich dar­über in­for­mie­ren, wel­che Ver­mö­gen­s­ent­wick­lung in der Le­ben­s­pha­se nach Tren­nung oder Schei­dung wahr­schein­lich ist (zum Ab­schnitt ).

 

Aus dem stürmischen Meer streckt eine Hand hervor, die einen Regenschirm hält.

Ein Rettungsschirm für Krisenzeiten

Welche Bedeutung hat Vermögen im Familienleben und welche nach Trennung und Scheidung?

Um den ma­te­ri­el­len Le­bens­stan­dard von Fa­mi­li­en ab­zu­bil­den, muss ne­ben dem Ar­beit­sein­kom­men auch das vor­han­de­ne Ver­mö­gen in Be­tracht ge­zo­gen wer­den. Bei­de Grö­ßen wir­ken sich po­si­tiv auf den Le­bens­stan­dard aus. Der Be­sitz von Ver­mö­gen hat ge­gen­über dem Er­werb von Ar­beit­sein­kom­men ei­ni­ge Vor­tei­le. So kann mit­hil­fe von Ver­mö­gen Ein­kom­men ge­ne­riert wer­den, für das nicht ge­ar­bei­tet wer­den muss, zum Bei­spiel durch Zin­sen oder Mie­tein­nah­men. Zu­dem nimmt Ver­mö­gen bei Krank­heit oder Ar­beits­lo­sig­keit nicht schlag­ar­tig ab, son­dern kann den Aus­fall von Ar­beit­sein­kom­men über einen ge­wis­sen Zeit­raum über­brücken.

Nach Tren­nung und Schei­dung wird vor al­lem die Si­che­rungs­funk­ti­on wich­tig: Ver­mö­gen kann vor ein­tre­ten­den ne­ga­ti­ven öko­no­mi­schen Fol­gen schüt­zen, z. B. in­dem die di­rek­ten Kos­ten ei­ner Schei­dung durch das Ver­mö­gen ab­ge­deckt wer­den kön­nen. Zu­dem kann die Nut­zungs­funk­ti­on re­le­vant sein. Dies ist z. B. der Fall, wenn Miet­kos­ten ge­spart wer­den, weil ein Haus wei­ter selbst ge­nutzt wird. Vie­le Per­so­nen ver­fü­gen al­ler­dings kaum über Ver­mö­gen; zu­dem sind Er­trä­ge aus Ver­mö­gens­be­sitz nicht un­be­dingt sta­bil. Da­her ist für die meis­ten Ge­trenn­ten mit­tel- bis lang­fris­tig zu er­war­ten, dass ihr Le­bens­stan­dard nach ei­ner Tren­nung oder Schei­dung ab­sinkt.

Die ver­schie­de­nen Funk­tio­nen von Ver­mö­gen

 

Per­sön­li­ches Net­to­ver­mö­gen im ho­hen Er­werb­sal­ter (50-60 Jah­re) nach Tren­nungs­his­to­rie und Ge­schlecht

Balkendiagramm, das zeigt, wie hoch das Nettovermögen von Männern und Frauen ist, die in ihrem Leben geschieden bzw. dauerhaft verheiratet waren
Die­ser Zu­sam­men­hang wird bei der Be­trach­tung des per­sön­li­chen Net­to­ver­mö­gens im ho­hen Er­werb­sal­ter (50-60 Jah­re) deut­lich. Das Ver­mö­gen von Män­nern, die durch­gän­gig ver­hei­ra­tet wa­ren, über­steigt in die­ser Le­ben­s­pha­se das Ver­mö­gen von ge­schie­de­nen Män­nern in der­sel­ben Al­ters­grup­pe um et­wa 65.000 €. Bei Frau­en, die all­ge­mein we­ni­ger Ver­mö­gen be­sit­zen als Män­ner, zeigt sich der­sel­be Zu­sam­men­hang – ge­schie­de­ne Frau­en ha­ben im ho­hen Er­werb­sal­ter eben­falls we­ni­ger Ver­mö­gen als dau­er­haft ver­hei­ra­te­te Frau­en. Der Ver­mö­gens­un­ter­schied ist mit im Schnitt 95.000 € so­gar grö­ßer als bei Män­nern.

Vermögensunterschiede – wie groß sind sie zu Beginn und während einer Partnerschaft?

Je­de Per­son bringt un­ter­schied­lich viel Ver­mö­gen mit in ei­ne Part­ner­schaft oder Ehe. Aus­ge­hend da­von tra­gen Fak­to­ren wie ei­ne tra­di­tio­nel­le Ar­beits­tei­lung im Haus­halt und da­mit ver­bun­de­ne Un­ter­schie­de in der Be­rufs­er­fah­rung da­zu bei, dass sich die in­di­vi­du­el­len Ver­mö­gen in­ner­halb der Part­ner­schaft bzw. Ehe un­ter­schied­lich wei­ter­ent­wi­ckeln. Sta­tis­ti­sche Un­ter­su­chun­gen zei­gen, dass dies in he­te­ro­se­xu­el­len Be­zie­hun­gen meist zu Las­ten der Frau ge­schieht.

Ver­mö­gens­un­ter­schie­de zu Be­ginn der Part­ner­schaft

Das Ver­mö­gen zu Be­ginn ei­ner Part­ner­schaft ist meist un­gleich zu­guns­ten des männ­li­chen Part­ners ver­teilt. In Deutsch­land ist der männ­li­che Part­ner im Schnitt et­wa drei Jah­re äl­ter als die Part­ne­rin, wes­halb Män­ner zu Be­ginn ei­ner Part­ner­schaft meist mehr Be­rufs­er­fah­rung ge­sam­melt und so­mit einen hö­he­ren Ver­dienst und mehr Ver­mö­gen ha­ben als Frau­en.

Eine Frau und ein Mann mit Aktenkoffern in der Hand gießen von zwei verschiedenen Seiten eine Topfplanze, deren Blüte eine große Euromünze ist.

Gemeinsame Rücklagen bilden

Ver­tei­lung wäh­rend der Part­ner­schaft

Ei­ne neue­re Stu­die zeigt, dass bei et­wa 19 % al­ler Paa­re bei­de Part­ner gleich viel Ver­mö­gen be­sit­zen. In 29 % der Fäl­le be­sitzt die Frau mehr (ihr Ver­mö­gens­vor­sprung be­trägt durch­schnitt­lich 48.000 €). In den üb­ri­gen 52 % be­sitzt der Mann mehr (Ver­mö­gens­vor­sprung durch­schnitt­lich 91.000 €). Hier sieht man, dass Män­ner nicht nur öf­ter mehr Ver­mö­gen ha­ben als Frau­en, son­dern auch, dass die­ses „Mehr“ der Män­ner grö­ßer ist als das „Mehr“ der Frau­en.

Be­sitz­ver­hält­nis­se in ge­mischt­ge­schlecht­li­chen Part­ner­schaf­ten

Kreisdiagramm, das zeigt, wie häufig in Paarbeziehungen der Mann bzw. die Frau mehr Vermögen besitzt

El­tern­schaft und Ver­mö­gen

Wenn Kin­der im Haus­halt le­ben, re­du­zie­ren mehr­heit­lich Frau­en ih­re Er­werbs­tä­tig­keit, wäh­rend Män­ner voll er­werbs­tä­tig blei­ben. Müt­ter er­zie­len we­ni­ger Ein­kom­men und kön­nen da­her auch we­ni­ger Ver­mö­gen auf­bau­en als Vä­ter. Im Ver­gleich zu Vä­tern (so­wie im Ver­gleich zu kin­der­lo­sen Frau­en) nimmt das Ver­mö­gen von Müt­tern da­her über den Le­bens­ver­lauf in ge­rin­ge­rem Ma­ße zu. Da­her ste­hen ins­be­son­de­re Frau­en und Müt­ter nach ei­ner Tren­nung bzw. Schei­dung häu­fig vor großen fi­nan­zi­el­len Her­aus­for­de­run­gen, wel­che durch feh­len­de Be­rufs­er­fah­rung und ge­rin­ge­re Ein­kom­men der Frau­en auf dem Ar­beits­markt ver­stärkt wer­den.

In einem Wohnzimmer steht ein sehr großes Gefäß, vor dem sich große Münzen stapeln. Links neben dem Gefäß steht eine Frau. Rechts neben dem Gefäß steht ein Mann. Er hält ein kleines Kind am Gefäß in die Höhe, sodass es eine Münze einwerfen kann.

Ei­ne Fa­mi­lie wirft Geld in ei­ne Spar­do­se

Eine Trennung bahnt sich an. Wie verändert sich das Vermögen?

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Ers­te Pha­se: Die Vor­tren­nungs­pha­se

Ver­mö­gens­ver­lus­te kön­nen so­wohl Ur­sa­che als auch Fol­ge ei­ner Tren­nung bzw. Schei­dung sein. Auf­grund von Über­schul­dung kommt es häu­fi­ger zu part­ner­schaft­li­chen Kon­flik­ten, wel­che ei­ne Tren­nung wahr­schein­li­cher ma­chen. Eben­so kön­nen Un­zu­frie­den­heit in der Part­ner­schaft und Ent­frem­dung vom Part­ner da­zu füh­ren, dass ge­mein­sa­me fi­nan­zi­el­le In­ves­ti­tio­nen hin­ter­fragt wer­den und die Ko­ope­ra­ti­on im Haus­halt ab­nimmt. Dies kann zum sys­te­ma­ti­schen Ab­bau ge­mein­sa­men Ver­mö­gens füh­ren. Da­durch nimmt das Kon­flikt­po­ten­ti­al in der Be­zie­hung wei­ter zu. Tren­nungs­ge­dan­ken kön­nen in­di­vi­du­ell aber auch einen An­reiz zum Spa­ren dar­stel­len, denn ei­ne Tren­nung bzw. Schei­dung ist nicht kos­ten­güns­tig. Wel­cher Ef­fekt über­wiegt, hängt un­ter an­de­rem von der Ein­kom­mens­ver­tei­lung im Haus­halt ab, wie ei­ne Stu­die aus den USA zeigt: Ver­die­nen bei­de Ehe­part­ner in et­wa gleich viel, so über­wiegt in der Vor­tren­nungs­pha­se der An­reiz zum Spa­ren. Ver­dient ein Ehe­part­ner we­sent­lich mehr als der an­de­re, wird da­ge­gen mehr vom ge­mein­sa­men Ver­mö­gen ab­ge­baut.

Paar in der Trennungsphase: Frau und Mann stehen voneinander abgewandt, über ihnen das Symbol eines zerbrochenen Herzens.

Unsicherheit in der Vortrennungsphase

Ei­ne ers­te wich­ti­ge An­lauf­stel­le kann der Ver­band pro fa­mi­lia sein. Dort kön­nen Sie sich zu The­men rund um ge­mein­sam er­wor­be­nes Ver­mö­gen, fi­nan­zi­el­le Ver­pflich­tun­gen, Un­ter­halts­zah­lun­gen und Ih­re je­wei­li­ge be­ruf­li­che und per­sön­li­che Zu­kunft be­ra­ten las­sen. pro fa­mi­lia un­ter­hält ein bun­des­wei­tes Be­ra­tungs­netz­werk und wird durch das Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Fa­mi­lie, Se­nio­ren, Frau­en und Ju­gend (BMFSFJ) fi­nan­zi­ell ge­för­dert.

pro familia

Bei Ge­dan­ken an ei­ne Tren­nung kom­men vie­le Fra­gen auf: "Wo sind un­se­re ge­mein­sa­men Un­ter­la­gen?", "Was re­gelt un­ser Ehe­ver­trag?", "Ha­be ich Zu­griff auf ge­mein­sa­me Kon­ten?" oder "Schaf­fe ich das fi­nan­zi­ell über­haupt?"

Es kann sinn­voll sein, sich be­reits vor der Tren­nung mit zen­tra­len Fra­gen zu be­schäf­ti­gen und so auf die Zeit nach der Tren­nung vor­zu­be­rei­ten. Hin­sicht­lich Ih­res Ver­mö­gens kön­nen die fol­gen­den Punk­te wich­tig sein:

  • Be­ra­tungs­stel­len kon­tak­tie­ren und Be­ra­tun­gen wahr­neh­men
  • Ver­mö­gens­recht­li­che Un­ter­la­gen zu­sam­men­tra­gen
  • Ko­pi­en von ge­mein­schaft­li­chen Un­ter­la­gen an­fer­ti­gen
  • Ei­gen­tums­ver­hält­nis­se do­ku­men­tie­ren
  • Ehe­ver­trag prü­fen
  • Ver­si­che­run­gen prü­fen
  • Ei­ge­nes Kon­to er­öff­nen
  • Er­war­te­te Ein- und Aus­ga­ben nach der Tren­nung ge­gen­über­stel­len
  • Neue Woh­nung su­chen
  • Ggf. An­trä­ge auf staat­li­che Leis­tun­gen vor­be­rei­ten

Wel­che Fra­gen im Fal­le ei­ner Tren­nung wich­tig wer­den, fin­den Sie in un­se­rer Check­lis­te.

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Die­se Fra­ge wird auf ei­ner ge­son­der­ten Sei­te be­ant­wor­tet. Dort fin­den Sie kur­ze In­for­ma­ti­ons­tex­te zu den ein­zel­nen Kos­ten­punk­ten (nach Tren­nung und/oder Schei­dung) und ei­ne Bei­spiel­rech­nung an­hand der Bei­spiel­fa­mi­lie Zieg­ler.

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Zwei­te Pha­se: Nach der Tren­nung

Mit dem En­de ei­ner Part­ner­schaft geht die Auf­lö­sung des ge­mein­sa­men Haus­halts ein­her. Die Haus­halts­auf­lö­sung, der Um­zug und die Neu­grün­dung ei­nes Haus­halts füh­ren zu er­heb­li­chen Kos­ten, die durch das je­wei­li­ge Er­w­erb­sein­kom­men meist nicht ge­deckt wer­den kön­nen. Wird im Zu­ge der Tren­nung ge­mein­sa­mes Wohn­ei­gen­tum ver­kauft, kann der Er­lös zur De­ckung die­ser Kos­ten ver­wen­det wer­den. Dann kommt es auf die neue Wohn­si­tua­ti­on an, in­wie­weit noch wei­te­re fi­nan­zi­el­le Rück­la­gen auf­ge­löst wer­den müs­sen. Der Um­zug in ei­ne Miet­woh­nung oder viel­leicht so­gar der Kauf ei­ner klei­ne­ren Woh­nung kann durch den Er­lös mög­li­cher­wei­se ge­deckt wer­den. Doch es ist zu be­ob­ach­ten, dass in der Rea­li­tät häu­fig wei­te­re fi­nan­zi­el­le Rück­la­gen auf­ge­braucht wer­den.

Un­ter­su­chun­gen zu­fol­ge nimmt das Net­to­ver­mö­gen von Ehe­leu­ten im Tren­nungs­jahr im Schnitt um 80 % ab. Die­ser Rück­gang ist auf die an­fal­len­den Kos­ten nach ei­ner Tren­nung zu­rück­zu­füh­ren, dar­un­ter die Um­zugs­kos­ten, die Neu­an­schaf­fung von Haus­halts­ge­rä­ten und Ein­rich­tungs­ge­gen­stän­den so­wie hö­he­re Aus­ga­ben der Ein­zel­haus­hal­te. Das Im­mo­bi­li­en­ver­mö­gen nimmt nach der Tren­nung dau­er­haft um et­wa 90% ab. Es ist an­zu­neh­men, dass die Er­lö­se un­ter an­de­rem zur De­ckung der Tren­nungs­kos­ten ver­wen­det oder – falls mög­lich – an­der­wei­tig in­ves­tiert wer­den. Das Ver­mö­gen von un­ver­hei­ra­te­ten Paa­ren nimmt im Schnitt eben­falls ab. Die Er­geb­nis­se sind sta­tis­tisch al­ler­dings we­ni­ger be­last­bar, weil zu die­ser Grup­pe bis­her noch we­ni­ger Da­ten vor­lie­gen als für Ver­hei­ra­te­te.

 

Eine Frau und ein Mann mit Aktenkoffern in der Hand rennen in entgegengesetzte Richtungen davon. Zwischen ihnen ist ein großer Blitz.

Starke Vermögensverluste im Trennungsjahr

Die Ver­mö­gens­ver­lus­te un­ter­schei­den sich auch nach Ge­schlecht, je­doch nur bei der Auf­lö­sung nicht­ehe­li­cher Le­bens­ge­mein­schaf­ten. Da­bei ver­lie­ren Frau­en mehr Ver­mö­gen als Män­ner. Dies ist zum über­wie­gen­den Teil auf die tra­di­tio­nel­le Ar­beits­tei­lung im Haus­halt und die da­durch be­ding­te fi­nan­zi­el­le Ab­hän­gig­keit der Frau zu­rück­zu­füh­ren. In Ehen wird ein tra­di­tio­nel­les Rol­len­bild zwar häu­fi­ger ge­lebt als in nicht­ehe­li­chen Le­bens­ge­mein­schaf­ten, je­doch füh­ren die recht­li­chen Re­ge­lun­gen ei­ner Ehe häu­fig da­zu, dass wäh­rend der Ehe er­wor­be­nes Ver­mö­gen nach der Tren­nung gleich­mä­ßig zwi­schen den Per­so­nen auf­ge­teilt wird. In der Fol­ge un­ter­schei­den sich bei mit­ein­an­der ver­hei­ra­te­ten Paa­ren die Ver­mö­gens­ver­lus­te im Tren­nungs­jahr kaum zwi­schen dem Mann und der Frau. Oh­ne die Ehe be­steht ein sol­cher Me­cha­nis­mus nicht.

Frau­en bzw. Müt­ter sam­meln im Ver­lauf ih­res Le­bens häu­fig we­ni­ger Be­rufs­er­fah­rung an und ver­die­nen im Schnitt we­ni­ger, wes­halb sie den Ver­lust des Ein­kom­mens des Part­ners nach ei­ner Tren­nung durch Aus­wei­tung der Er­werbs­tä­tig­keit nicht voll­stän­dig kom­pen­sie­ren kön­nen und häu­fi­ger auf Er­spar­tes zu­rück­grei­fen müs­sen.


Ge­mein­sa­me Kin­der le­ben nach ei­ner Tren­nung häu­fi­ger bei der Mut­ter, was ei­ne wei­te­re fi­nan­zi­el­le Her­aus­for­de­rung dar­stellt. Un­ter­halts­zah­lun­gen des Va­ters glei­chen die­sen Mehr­auf­wand häu­fig nicht voll­stän­dig aus. Grund­sätz­lich ist da­von aus­zu­ge­hen, dass die Per­son, bei der die Kin­der le­ben, im Tren­nungs­jahr häu­fi­ger auf Er­spar­tes zu­rück­grei­fen muss als die al­lein­le­ben­de Per­son.

 

Zwei Frauen stehen links und rechts auf einer Wippe bzw. Waage. Die linke Frau hält einen Aktenkoffer in der Hand, die rechte Frau ein Kleinkind auf dem Arm. Ihr Gewicht scheint ausgeglichen zu sein, da die Wippe parallel zum Boden steht.

Balance zwischen Erwerbs- und Fürsorgearbeit

Tren­nung und Schei­dung zählt zu den Haupt­aus­lö­sern von Über­schul­dung. Im Jahr 2021 nann­ten 12,2 % der in Schuld­ner­be­ra­tungs­stel­len be­ra­te­nen Per­so­nen Tren­nung, Schei­dung, Tod des Part­ners oder der Part­ne­rin als häu­figs­ten Grund für die Über­schul­dung. Da­mit war Tren­nung und Schei­dung der viert­häu­figs­te Über­schul­dungs­grund, nach Ar­beits­lo­sig­keit, Er­kran­kung/Sucht/Un­fall und un­wirt­schaft­li­cher Haus­halts­füh­rung.

Bei ei­ner Tren­nung nicht ver­hei­ra­te­ter Paa­re gibt es in Deutsch­land nur we­ni­ge Re­ge­lun­gen zur recht­li­chen Ab­si­che­rung. Zum einen kann ein An­spruch auf Be­treu­ungs­un­ter­halt be­ste­hen, wenn nach der Tren­nung ein El­tern­teil die Be­treu­ung des ge­mein­sa­men Kin­des haupt­säch­lich über­nimmt.

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Zu­dem kön­nen aus­nahms­wei­se Aus­gleichs­an­sprü­che für wäh­rend der Part­ner­schaft er­brach­te Leis­tun­gen in Be­tracht kom­men. Au­ßer­dem sind bei der Auf­tei­lung ge­mein­sa­men Ver­mö­gens und ge­mein­sa­mer Schul­den ei­ni­ge recht­li­che Rah­men­be­din­gun­gen zu be­ach­ten, die ge­nau­so auch für ver­hei­ra­te­te Paa­re gel­ten. Aus­führ­li­che In­for­ma­tio­nen da­zu fin­den Sie im The­men­be­reich "Tren­nung recht­lich durch­den­ken".

Die­se Fra­ge wird aus­führ­lich im Be­reich "Ei­ne Tren­nung recht­lich durch­den­ken" be­han­delt.

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Die­se Fra­ge wird aus­führ­lich im Be­reich "Ei­ne Tren­nung recht­lich durch­den­ken" be­han­delt.

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Wich­tig ist: Neh­men Sie Be­ra­tungs- und Un­ter­stüt­zungs­an­ge­bo­te in An­spruch!


Der von der Bun­des­re­gie­rung (2013) ver­öf­fent­lich­te Rat­ge­ber „Schul­den ab­bau­en – Schul­den ver­mei­den. We­ge aus der pri­va­ten Fi­nanz­kri­se“ in­for­miert Sie zu die­ser Fra­ge um­fas­send.

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Die ers­te An­lauf­stel­le sind Schuld­ner­be­ra­tungs­stel­len der ört­li­chen So­zia­läm­ter so­wie staat­lich an­er­kann­te Schuld­ner­be­ra­tungs­stel­len ge­mein­nüt­zi­ger Or­ga­ni­sa­tio­nen, dar­un­ter:

Sämt­li­che Be­ra­tungs­stel­len vor Ort fin­den Sie im Schuldnerberatungsatlas des Sta­tis­ti­schen Bun­des­amts oder über den Online-Beratungsführer der Deut­schen Ar­beits­ge­mein­schaft für Ju­gend- und Ehe­be­ra­tung e.V. (DA­JEB).

 

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Drit­te Pha­se: Die Schei­dung

Ver­hei­ra­te­te durch­lau­fen ge­gen­über nicht­ehe­li­chen Paa­ren ei­ne wei­te­re Pha­se im Tren­nungs­pro­zess: die recht­li­che Schei­dung der Ehe. Der Fo­kus des deut­schen Rechts liegt nicht auf der Schei­dung selbst, son­dern auf der Re­ge­lung der Fol­gen ei­ner Schei­dung (Schei­dungs­fol­gen­recht).

Ziel der Re­ge­lun­gen ist es, öko­no­mi­sche Tren­nungs­fol­gen ei­ner Schei­dung ge­recht zwi­schen den Part­nern zu ver­tei­len. Not­wen­dig wird der Aus­gleich dann, wenn ein Part­ner stär­ker von den Fol­gen der Schei­dung be­trof­fen ist als der an­de­re. Dies ist bei­spiels­wei­se dann der Fall, wenn wäh­rend der Part­ner­schaft nur ein El­tern­teil die Er­werbs­tä­tig­keit ein­ge­schränkt hat, um die Be­treu­ung der ei­ge­nen Kin­der und die Haus­ar­beit zu über­neh­men.

Drei Re­ge­lun­gen kom­men zur An­wen­dung: Un­ter­halts­re­ge­lun­gen, Zu­ge­win­n­aus­gleich und Ver­sor­gungs­aus­gleich. Ei­ne aus­führ­li­che Dar­stel­lung die­ser Re­ge­lun­gen fin­den Sie im Be­reich "Tren­nung recht­lich durch­den­ken".

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Zu sehen ist ein Stapel Bücher, auf dem eine Waage steht. Rechts daneben sind ein Richterhammer und eine Euro-Münze abgebildet.

Nach Scheidung vor Gericht

Die ad­mi­nis­tra­ti­ven Kos­ten ei­ner Schei­dung va­ri­ie­ren je nach fi­nan­zi­el­ler Si­tua­ti­on des Haus­halts, An­walts­kanz­lei und der Kom­ple­xi­tät des Schei­dungs­falls. Da­her ist mit wei­te­ren fi­nan­zi­el­len Ein­schnit­ten zu rech­nen, wel­che den Le­bens­stan­dard der be­trof­fe­nen Per­so­nen min­dern. Der Groß­teil der Ver­mö­gens­ver­lus­te tritt al­ler­dings be­reits bei der Auf­lö­sung des ge­mein­sa­men Haus­halts ein – nicht erst bei der Schei­dung.

Zu sehen ist eine große Euromünze mit jeweils einer Hand darüber und darunter.

Eine Scheidung geht mit weiteren Kosten einher

Was än­dert sich bei Steu­ern und Ver­si­che­run­gen?


Nach Ab­lauf des Tren­nungs­jah­res ent­fällt für vor­mals Ver­hei­ra­te­te die Mög­lich­keit, bei der Ein­kom­men­steu­er von den Vor­tei­len des Ehe­gat­ten­split­tings zu pro­fi­tie­ren. Die Part­ner kön­nen sich da­nach nicht mehr ge­mein­sam ver­an­la­gen las­sen. Der Steu­er­klas­sen­wech­sel kann ins­be­son­de­re für die bes­ser­ver­die­nen­de Per­son ei­ne Hö­her­be­las­tung brin­gen, mit ent­spre­chend dämp­fen­den Ef­fek­ten auf das Ein­kom­men und die Er­spar­nis­bil­dung. Das be­trifft in der Mehr­heit der Fäl­le Män­ner. Zu­dem kann die Um­schrei­bung von ge­mein­sam ab­ge­schlos­se­nen Ver­si­che­run­gen auf den Part­ner, der die Ver­si­che­rung be­hält, zu ei­ner Ver­än­de­rung von Prä­mi­en füh­ren und der an­de­re Part­ner muss sich selbst ver­si­chern. Auch da­durch kön­nen die re­gel­mä­ßi­gen mo­nat­li­chen Aus­ga­ben stei­gen, was die Mög­lich­kei­ten zur Ver­mö­gens­bil­dung ein­schränkt.

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Wie entwickelt sich das Vermögen in der Lebensphase nach Trennung und Scheidung?

Stu­di­en zei­gen, dass das pro Kopf ver­füg­ba­re Haus­halt­sein­kom­men von Ge­schie­de­nen und da­mit die Mög­lich­kei­ten zum Spa­ren in der Nachtren­nungs­pha­se wie­der leicht zu­neh­men. Das ur­sprüng­li­che Ver­mö­gens­ni­veau wird in den al­ler­meis­ten Fäl­len den­noch nicht wie­der er­reicht. Ten­den­zi­ell ver­bleibt es dau­er­haft auf dem Ni­veau nach der Tren­nung bzw. Schei­dung.

 

Die durch den Ver­kauf ei­ner Im­mo­bi­lie er­hal­te­nen Er­lö­se wer­den in den meis­ten Fäl­len nicht in ei­ne neue Im­mo­bi­lie rein­ves­tiert, son­dern zur Kos­ten­de­ckung und Si­che­rung des Le­bens­stan­dards nach Tren­nung und Schei­dung ein­ge­setzt. Bei den fi­nan­zi­el­len Rück­la­gen fin­det eben­falls kei­ne Er­ho­lung auf das ur­sprüng­li­che Ni­veau statt. Auf lan­ge Sicht neh­men sie ten­den­zi­ell eher wei­ter ab. Von ei­nem Er­ho­lungs­ef­fekt kann al­so nicht die Re­de sein.

 Ge­trenn­te oder ge­schie­de­ne Per­so­nen pas­sen ih­ren Le­bens­stil an die neue Si­tua­ti­on an. Frau­en bzw. Müt­ter, die wäh­rend der Part­ner­schaft bzw. Ehe auf­grund von Ver­pflich­tun­gen im Haus­halt nicht er­werbs­tä­tig wa­ren, tre­ten bspw. häu­fig wie­der in den Ar­beits­markt ein oder sto­cken ih­re Ar­beits­zeit auf. Um­zü­ge in ei­ne we­ni­ger teu­re Wohn­ge­gend kön­nen hel­fen, Miet­kos­ten ein­zu­spa­ren. Au­ßer­dem kommt es häu­fig zur Wie­der­ver­part­ne­rung. Stu­di­en zei­gen, dass das Ein­ge­hen ei­ner neu­en Part­ner­schaft den ei­ge­nen Le­bens­stan­dard häu­fig wie­der er­hö­ht. Al­ler­dings ist es nicht rat­sam, sich aus fi­nan­zi­el­len Grün­den in ei­ne neue Part­ner­schaft und da­mit in ei­ne (er­neu­te) öko­no­mi­sche Ab­hän­gig­keit zu be­ge­ben. Statt­des­sen soll­te es das vor­ran­gi­ge Ziel sein, die ei­ge­nen Res­sour­cen für den selbst­stän­di­gen Le­bens­un­ter­halt zu mo­bi­li­sie­ren. Die al­lei­ni­ge Haus­halts­füh­rung und Ver­sor­gung der Kin­der bringt da­ge­gen meist be­son­ders ho­he wirt­schaft­li­chen Her­aus­for­de­run­gen mit sich.

Quellen & Links

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Quel­len:

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Schuld­ner­be­ra­tungs­at­las des Sta­tis­ti­schen Bun­des­am­tes, Link zu Web­sei­te, ge­prüft am 17.10.2022

https://www.dajeb.de/beratungsfuehrer-online/beratung-in-ihrer-naehe
On­li­ne-Be­ra­tungs­füh­rer der Deut­schen Ar­beits­ge­mein­schaft für Ju­gend- und Ehe­be­ra­tung e.V., Link zu Web­sei­te, ge­prüft am 17.10.2022

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